MIT Technology Review 12/2018
S. 100
Meinung
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Vollstart an die Decke

Mit einer Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen will die Bundesregierung den technischen Fortschritt des Landes fördern. Sie hat dabei aber etwas Wichtiges übersehen.

So begrüßenswert die Idee einer Agentur für Sprunginnovationen auch ist, sie hat drei schwere Geburtsfehler: Der erste ist das Geld. Während die US-Innovationsagentur Darpa, die offenbar Vorbild für die deutsche Agentur ist, über einen Jahreshaushalt von 2,5 Milliarden Dollar verfügt, sollen es in Deutschland so um die 100 Millionen Euro werden. Rechnet man den Darpa-Haushalt auf die Wirtschaftskraft Deutschlands herunter, müssten es aber eher 600 Millionen Euro sein.

Das zweite Problem ist der „personenzentrierte Ansatz“ der Agentur. Die Idee ist, „hochkompetente und kreative Innovationsmanagerinnen und -manager“ zeitlich befristet in der Agentur zu beschäftigen und ihnen dort „besondere Handlungsfreiräume“ zu geben. Weil die seit Jahrzehnten praktizierten Prozesse der deutschen Wissenschafts- und Technikförderung mit all ihren Ausschreibungen, Kooperationsprojekten und Kompetenznetzen eher technische Evolution als Revolution erzeugen, sollen die Innovationsmanager jetzt ganz anders vorgehen. Erst das Geld, dann die Idee. Dahinter steckt immerhin die Erkenntnis, dass politische Prozesse und Förderkorsetts gute Einfälle rasch kaputt machen können. Ob es aber besser funktioniert, einzelne Personen damit zu beauftragen, mal Disruption zu machen?