MIT Technology Review 12/2018
S. 18
Aktuell

Bild des Monats: Finger für Smartphones

Foto: MobiLimb

Zugegeben: Ein bisschen unheimlich sieht der „MobiLimb“ genannte Roboterfinger von Marc Teyssier vom MIT Media Lab schon aus. Aber Teyssier und seine Kollegen wollten zeigen, dass der von kleinen Motoren angetriebene, berührungsempfindliche Finger völlig neue Interaktionsmöglichkeiten mit dem Handy erlaubt: So kann der Robo-Finger beispielsweise streicheln, um bei einem Telefonat das Gefühl von Nähe zu vermitteln.

MATERIAL

Risse heilen mit Treibhausgas

Dank Photosynthese können Bäume mühelos kleine Schäden über die Aufnahme von CO2 reparieren. Nach diesem Vorbild entwickelte nun Michael Strano vom Massachusetts Institute of Technology mit seinen Kollegen einen selbstheilenden Kunststoff (DOI: 10.1002/adma.201804037). Dazu nutzten die Forscher die Chloroplasten des Spinats. Diese für die Photosynthese verantwortlichen Zellorganellen vermischten sie mit dem Polymer APMA und einem Enzym zu einem weichen Gel. Unter Lichteinfall nahm das Gel Kohlendioxid aus der Umgebungsluft auf und erzeugte daraus Zuckermoleküle. Diese wandelte das Enzym zu einem Ester um, das sich mit dem Polymer APMA vernetzte. So härtete das Gel binnen 18 Stunden aus, verschloss einen klaffenden Riss und hielt danach Scherkräften von bis zu drei Kilopascal stand.

In weiteren Versuchen will Strano die empfindlichen Chloroplasten gegen einen stabileren, anorganischen Katalysator austauschen. Der Forscher ist davon überzeugt, auf diesem Weg selbstheilende Materialien mit einer ähnlichen Stabilität wie Holz oder Leichtbeton im großen Maßstab entwickeln zu können. JAN OLIVER LÖFKEN

Bautechnik

Schneller trocken

Grafik: Fraunhofer IBP

Bricht ein Wasserrohr, reichen aufgedrehte Heizkörper nicht, um die Feuchtigkeit wieder aus der Mauer zu kriegen. Das übernehmen in der Regel Infrarot-Heizplatten und Gebläse mit Adsorptionstrocknern. Doch die Geräte verbrauchen viel Strom, zudem kann das Gebläse ganz schön nerven.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Stuttgart haben nun ein System entwickelt, das bis zu 80 Prozent weniger Energie verbraucht und lautlos ist. Es besteht aus einer 100 mal 50 Zentimeter großen Elektroheizung, die mit einer brandsicheren Dämmung beschichtet ist. Sie lässt Wasserdampf durch, hält aber die Wärme in der Wand. Ein Sensor prüft die Feuchtigkeit der Mauer und regelt automatisch die Temperatur.

Im Labortest konnten die Forscher so bereits nach knapp zwei Wochen eine zwölf Zentimeter dicke Ziegelwand entfeuchten. Im Dezember sollen Feldversuche starten. Der Markteintritt ist für Sommer 2019 geplant. MALTE KANTER

OPEN AS APP

Eingedampfte Tabellen

Onlinedokumente wie Google Sheets sind praktisch, wenn mehrere Leute von unterwegs aus denselben Datensatz pflegen möchten. Doch wie soll man per Smartphone den Überblick über riesige Tabellen behalten? „Open as App“ dampft solche Tabellen zu einfachen Apps ein.

Um sie zu erstellen, muss man sich zunächst auf der Webplattform openasapp.net anmelden. Dort kann man dann Excel-Dateien, Google Sheets oder ähnliche Tabellenformate hochladen. Dabei ist es ratsam, das Ursprungsdokument vorab gründlich aufzuräumen: Verbundene Zellen mag die Plattform beispielsweise gar nicht. Hat man sämtliche Fehlermeldungen niedergerungen, geht es ganz schnell: Aus verschiedenen Layouts lässt sich eine hübsche Anwendung zusammenklicken. Ist sie fertig, erzeugt die Webseite einen Link, um die App aufs Smartphone zu laden. Statt einer Tabelle zeigt sie beispielsweise alle Einträge als Karteikarten. Das funktioniert sogar mit Rechenfeldern. Die Daten lassen sich zudem filtern, sortieren, statistisch auswerten, kommentieren, teilen oder exportieren.

Über das Web-Interface kann der Inhaber anderen Nutzern erlauben, Daten per App zu bearbeiten. Ob die Änderungen automatisch wieder in die Ursprungsdatei einfließen und an alle anderen Nutzer verbreitet werden, hängt von der Datenquelle ab. Mit Festplatte oder Dropbox funktioniert das nicht, mit Google Sheets schon. Eine nicht-kommerzielle Nutzung ist kostenlos, Versionen für geschäftliche Zwecke beginnen bei 39 Euro pro Monat. GREGOR HONSEL