Technology Review Special 2018
S. 62
Digital
Datenschutz
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Illustration: Shutterstock

Exportgut Datenschutz

Europäische Unternehmen warnten vor dramatischen Nachteilen, wenn die EU die Rechte der Nutzer beim Datenschutz stärkt. Nun zeigt sich: Die Datenschutz- Grundverordnung ist ein Vorbild weltweit – auch wenn große Player wie Facebook und Google noch ausloten, wie dehnbar die Regeln sind.

Haben Sie in diesem Frühjahr auch so viele Mails bekommen, in denen Sie aufgefordert wurden, die neuen Datenschutzregeln von Unternehmen zu akzeptieren, mit denen Sie als Kunde zu tun haben? Mussten Sie nach dem Log-in auf vielen Webseiten auch erst einmal bestätigen, dass Sie die neuen Richtlinien zur Kenntnis genommen haben und damit einverstanden sind? Dann dürfte es Ihnen ergangen sein wie Millionen anderen Menschen in ganz Europa. Denn Ende Mai 2018 trat die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union in Kraft, die umfassende und strenge Regeln für den Umgang mit den Daten von Kunden und Bürgern vorsieht.

Im Vorfeld hatte die Verordnung vor allem in der IT-Branche für massive Kritik gesorgt, anschließend brach hektische Aktivität aus, um die dennoch verabschiedeten Regeln rechtzeitig umzusetzen. Denn bei Verstößen drohen Bußgelder bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes. Nach dem Inkrafttreten im Mai aber legte sich die Aufregung, und das Geschäft schien mehr oder weniger weiterzulaufen wie zuvor. Mehr noch: Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die sagen, Europa habe sich mit der DSGVO nicht etwa weitere Wettbewerbsnachteile gegenüber der weltweiten Konkurrenz eingehandelt, sondern ein Beispiel gesetzt, das sogar in den USA Nachahmer finden könnte. Apple-Chef Tim Cook jedenfalls lobte sie in höchsten Tönen und sagte anlässlich eines Deutschlandbesuchs im Oktober: „Wir würden es gern sehen, wenn nicht nur die USA, sondern auch viele andere Länder der Führungsrolle Europas folgen und vielleicht sogar darüber hinausgehen würden.“