NACHRUF
Opportunity: Marathon auf dem Mars
Die Marssonde Opportunity sollte ursprünglich nur drei Monate aktiv sein. Geschafft hat sie mehr als 14 Jahre.
Opportunity dürfte die erfolgreichste Raumsonde aller Zeiten sein. Ursprünglich nur für drei Monate Untersuchungen auf dem Mars ausgelegt, war sie letztlich mehr als 14 Jahre lang im Dienst.
In dieser Zeit legte sie rund 45 Kilometer zurück, fotografierte Sanddünen, Staubteufel und grünliche Sonnenuntergänge, nahm Gesteinsproben, wies erstmals Spuren flüssigen Wassers nach, entdeckte Meteoriten, durchquerte Krater, erklomm Hügel, fuhr sich mehrmals fest, überstand Sandstürme, dunkle Winter, Verbindungsabbrüche und Speicherausfälle, brach Rekord nach Rekord und lief und lief und lief – und das seit 2005 überwiegend rückwärts, da ein Vorderrad blockierte (siehe TR 6/2008, S. 48).
Doch irgendwann geht auch das erfüllteste Roboterleben zu Ende. Die Schwestersonde Spirit wachte schon 2010 nicht mehr aus ihrem Winterschlaf auf. Im Sommer 2018 erwischte es dann auch Opportunity selbst: Ein Sandsturm von nach Angaben der Nasa „gigantischer Größe“ ließ kaum noch Sonnenlicht zu seinen Solarzellen durchdringen. Seit dem 10. Juni hat sich der Rover nun nicht mehr gemeldet.
Ob Batterien und Elektronik irreparable Schäden davongetragen haben, ist ungewiss – eigentlich waren sie für ihr Alter noch recht rüstig. Noch immer hoffen daher die Betreuer vom Jet Propulsion Lab, dass frische Winde die Solarzellen doch noch freiblasen und Opportunity zu einem neuen Leben verhelfen. Bis auf Weiteres pingen sie den kleinen Roboter regelmäßig an und lauschen auf seine Signale. Die Forscher hoffen nicht allein: Fast 10000 elektronische Postkarten mit Genesungswünschen sind beim JPL eingegangen. GREGOR HONSEL