Der höchste Deutsche
Mit Alexander Gerst leitet seit Oktober 2018 erstmals ein Deutscher die Internationale Raumstation ISS – vorerst mit einer unvollständigen Crew.
Anfang Oktober übernahm Alexander Gerst als erster Deutscher wie geplant das Kommando über die Internationale Raumstation ISS. Dabei musste er allerdings zunächst mit nur zwei statt fünf Crewmitgliedern auskommen, denn die drei weiteren Astronauten, die mit einer Sojus-Rakete kurz nach seinem Amtsantritt zur ISS starten sollten, mussten wegen eines Fehlers kurz nach dem Start notlanden.
Gerst war Anfang Juni zusammen mit der Amerikanerin Serena Maria Auñón-Chancellor und dem Russen Sergei Prokopyev zur ISS geflogen und konnte in den ersten Monaten bereits die meisten der 40 Experimente mit deutscher Beteiligung abschließen. So fotografierte das Fluoreszenzmikroskop FLUMIAS erstmals lebende Zellen in der Schwerelosigkeit mit hoher Auflösung. Neu auf die ISS kam auch DESIS, das leistungsfähigste hyperspektrale Erdbeobachtungsinstrument im All. Es analysiert Landwirtschaft, Biodiversität, Geologie, Wasserökosysteme und Wüsten. Im November kam zudem erstmals Gersts medizinballgroßer elektronischer Assistent CIMON zum Einsatz.
Von Ende September an war Gersts Crew auch mit Montagearbeiten beschäftigt. Der japanische Frachter HTV-7 brachte das System ACLS, das zusätzliche Kapazität zur Extraktion von Kohlendioxid aus der Stationsluft bereitstellt, sowie Lithium-Ionen-Batterien als neue Nachtspeicher für den Solarstrom. Nach der verspäteten Verstärkung der Crew im Dezember sollte Gerst zwei mehrstündige Außenbordeinsätze leiten, um die Batterien an der Station zu montieren.
Die Rückkehr zur Erde steht für den 20. Dezember an – etwas später, als es anfangs vorgesehen war. Gerst wird dann 198 Tage im All gewesen sein, zusammen mit seiner ersten Mission sind es 364 Tage – länger als bisher alle anderen deutschen Astronauten. CHRISTIAN RAUCH