Technology Review Special 2018
S. 29
Verkehr/Raumfahrt

Der höchste Deutsche

Mit Alexander Gerst leitet seit Oktober 2018 erstmals ein Deutscher die Internationale Raumstation ISS – vorerst mit einer unvollständigen Crew.

ISS-Kommandeur Gerst beim Krafttraining. Foto: ESA

Anfang Oktober übernahm Alexander Gerst als erster Deutscher wie geplant das Kommando über die Internationale Raumstation ISS. Dabei musste er allerdings zunächst mit nur zwei statt fünf Crewmitgliedern auskommen, denn die drei weiteren Astronauten, die mit einer Sojus-Rakete kurz nach seinem Amtsantritt zur ISS starten sollten, mussten wegen eines Fehlers kurz nach dem Start notlanden.

Gerst war Anfang Juni zusammen mit der Amerikanerin Serena Maria Auñón-Chancellor und dem Russen Sergei Prokopyev zur ISS geflogen und konnte in den ersten Monaten bereits die meisten der 40 Experimente mit deutscher Beteiligung abschließen. So fotografierte das Fluoreszenzmikroskop FLUMIAS erstmals lebende Zellen in der Schwerelosigkeit mit hoher Auflösung. Neu auf die ISS kam auch DESIS, das leistungsfähigste hyperspektrale Erdbeobachtungsinstrument im All. Es analysiert Landwirtschaft, Biodiversität, Geologie, Wasserökosysteme und Wüsten. Im November kam zudem erstmals Gersts medizinballgroßer elektronischer Assistent CIMON zum Einsatz.

Von Ende September an war Gersts Crew auch mit Montagearbeiten beschäftigt. Der japanische Frachter HTV-7 brachte das System ACLS, das zusätzliche Kapazität zur Extraktion von Kohlendioxid aus der Stationsluft bereitstellt, sowie Lithium-Ionen-Batterien als neue Nachtspeicher für den Solarstrom. Nach der verspäteten Verstärkung der Crew im Dezember sollte Gerst zwei mehrstündige Außenbordeinsätze leiten, um die Batterien an der Station zu montieren.

Die Rückkehr zur Erde steht für den 20. Dezember an – etwas später, als es anfangs vorgesehen war. Gerst wird dann 198 Tage im All gewesen sein, zusammen mit seiner ersten Mission sind es 364 Tage – länger als bisher alle anderen deutschen Astronauten. CHRISTIAN RAUCH

Die Hammersonde

Fünf Meter tief soll die kürzlich gelandete Marssonde InSight in den Marsboden eindringen.

Die Sonde der InSight-Mission auf dem Mars (Computergrafik). Foto: JPL-Caltech/ NASA

Am 26. November ließ die Nasa eine Sonde sanft auf dem Mars landen – zum achten Mal. Doch ihre Mission ist einzigartig. InSight soll in den kommenden Monaten das Innere des Roten Planeten untersuchen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat dazu das Instrument HP3 beigesteuert, das ab Januar in den Boden eindringen soll. „Unser spezieller Hammerschlagmechanismus ermöglicht das deutlich platz- und energiesparender als ein Bohrer“, erklärt Matthias Grott vom DLR-Institut für Planetenforschung.

Nach elf Schritten zu je vier Tagen soll die maximale Tiefe von fünf Metern erreicht sein, deutlich mehr als bei bisherigen Marslandern. Anschließend wird bis zu zwei Jahre lang die Temperatur gemessen, um den Wärmefluss aus dem Planeteninneren zu ermitteln. Ein Seismometer detektiert darüber hinaus Marsbeben und Meteoriteneinschläge und ermöglicht gemeinsam mit den Daten von HP3 Rückschlüsse auf den Aufbau von Kruste, Mantel und Kern. Anhand dieser Informationen wollen Wissenschaftler verstehen, warum der Mars kein Magnetfeld wie die Erde hat und wie erdähnliche Gesteinsplaneten generell entstanden – Erkenntnisse, die auch bei der Exoplaneten-Forschung helfen.

Eine Premiere bei InSight ist zudem die Begleitung durch zwei Minisonden namens Mars Cube One (MarCO). Die nur brieftaschengroßen Flugkörper starteten Anfang Mai gemeinsam mit InSight mit einer Atlas-V-Rakete, flogen dann aber unabhängig von der Hauptsonde am Mars vorbei. Dadurch ließen sich Daten über die Landung deutlich schneller zur Erde weiterleiten als mit dem 13 Jahre alte Marsorbiter MRO, der ansonsten dafür verwendet wird. Der erfolgreiche Test ebnete den Weg zu weiteren Minisonden, um zukünftige Planetenmissionen zu unterstützen. CHRISTIAN RAUCH