MIT Technology Review 2/2018
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Informationslogistiker?

Informationslogistiker stellen Daten und Güter nach den Grundprinzipien der Logistik bereit. Sie sind Spezialisten für den Workflow und gestalten ihn so effizient wie möglich.

Severine Sobotta an ihrem Arbeitsplatz. Foto: MBtech

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Das sind die beiden wichtigsten Regeln der Logistik. Was für Waren gilt, das gilt auch für digitale Informationen. Informationslogistiker nutzen IT, um die Logistik zu verbessern. „Früher wusste man oft nur, woher ein Teil kommt und wohin es muss. Heute können wir Produkte und Informationen nahtlos verfolgen“, sagt Dieter Uckelmann, Studiendekan des Bachelor-Studiengangs Informationslogistik an der Hochschule für Technik in Stuttgart. „Die Verknüpfung von Raum und Information ist dabei der Wachstumstreiber.“

Severine Sobotta ist 29 Jahre alt und hat das Fach in Stuttgart studiert. In dieser Zeit haben sie vor allem moderne Identifikationstechniken wie RFID oder Sensoren interessiert. „Das ist ein Zukunftsmarkt“, sagt sie. Im Wareneingang werden beispielsweise Produkte mittels RFID identifiziert, mit Informationen aus Datenbanken für Geschäftstransaktionen verknüpft, etwa eine Gutschrift an den Lieferanten erstellt, dann Prozesse für die weitere Verarbeitung angestoßen, etwa zur Einlagerung oder Montage.

Nun arbeitet Sobotta in Sindelfingen bei MBtech, einem Ingenieur- und Beratungsdienstleister. Als Projektkoordinatorin soll sie die flexible Belieferung von Werken mit Motoren umsetzen. Allerdings sind die IT-Systeme dafür nicht ausgelegt. „Deshalb müssen Prozesse definiert und Anwendungen umprogrammiert oder ergänzt werden“, sagt Sobotta. Dabei koordiniert sie die Kommunikation zwischen IT und Logistik als eine Art fachliche Dolmetscherin. „Ansonsten kann es passieren, dass die Experten der beiden Bereiche aneinander vorbeireden“, sagt Sobotta. Durch ihr Studium versteht sie beide Seiten – und weiß, wer wann wo welche Informationen braucht.

Den Studiengang Informationslogistik gibt es in Stuttgart seit 2006, er hat jährlich etwa 20 Absolventen. Aber auch andere Ausbildungsstätten bieten inzwischen die Kombination aus Logistik und Informatik an. „Die Nachfrage ist sehr hoch“, sagt Uckelmann. Informationslogistiker lernen die Grundlagen der IT, BWL, Logistik, Sensorik und Messtechnik. Es ist eine interdisziplinäre Ausbildung und im Job meistens eine Querschnittsfunktion. Sie arbeiten in der Autoindustrie, der IT-Branche oder in der Logistik. Peter Ilg

GRÜNDUNGEN

Mehr Innovation durch Migranten

Neue Unternehmen werden in Deutschland immer häufiger von Migranten gegründet. Das ergab eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. So ist die Zahl der beruflich Selbstständigen mit Migrationshintergrund seit 2005 um ein Drittel oder 189000 gestiegen. Die Zahl deutschstämmiger Selbstständiger sank im gleichen Zeitraum um drei Prozent oder 128000. Der Mikrozensus 2016 ergab, dass inzwischen jeder fünfte bis sechste Selbstständige – insgesamt 755000 – ausländische Wurzeln hat.

Quelle: ZEW Gründungspanel

Dabei geht die Zahl der Pizzerias und Dönerbuden zurück, und die der wissensbasierten Dienstleistungen und innovativen Gründungen steigt kontinuierlich an. Der Anteil der Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, ist innerhalb einiger Herkunftsgruppen sogar höher als bei deutschen Gründungen.

Dennoch könnte es noch mehr Gründungen von Migranten geben. Um das zu erreichen, gibt die Studie eine Reihe von Handlungsempfehlungen. Etwa die Selbstständigkeit als Bleibeperspektive zu stärken oder Verwaltungsvorschriften zu erlassen, die eine gründungsfreundlichere Auslegung des Aufenthaltsrechts ermöglichen. KARSTEN SCHÄFER

Studiengänge

Die TH Wildau bietet zum Wintersemester 2018/2019 den neuen Bachelorstudiengang Verwaltungsinformatik an. Auf dem Lehrplan stehen informationstechnische Inhalte und die beamtenrechtliche Ausbildung. Die Studierenden werden zu Beamten auf Widerruf ernannt und erwerben sowohl den akademischen Grad „Bachelor of Science“ als auch die Befähigung für den gehobenen technischen Verwaltungsinformatikdienst. Bewerbungsschluss ist der 28. Februar 2018.

www.mik.brandenburg.de

 

Die Universität Bayreuth führt zum Wintersemester 2018/2019 den Studiengang „Scientific Computing“ oder „Wissenschaftliches Rechnen“ ein, um besonders erfolgreiche Mathematik-Studierende speziell zu fördern. Gelehrt werden die mathematische Modellierung und das effiziente numerische Lösen komplexer Probleme aus Naturwissenschaft und Technik. Zugangsvoraussetzung ist ein Bachelorabschluss in Mathematik mit Numerikkenntnissen und einer Note 1,9 oder besser. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2018.

www.uni-bayreuth.de

 

Die Universität Würzburg bietet zum Wintersemester 2018/2019 den neuen Studiengang „Satellite Technology“ an. Schwerpunkte der Ausbildung sind die Gebiete New Space und Digitalisierung. Im Mittelpunkt stehen KleinsatellitenTechnologien und deren Anwendungen in der Telekommunikation und der Erdbeobachtung. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli 2018.

www.uni-wuerzburg.de

INGENIEURSTUDIUM

Jahrelang falsche Abbrecherzahlen

Im Jahr 2010 hatte das Deutsche Zentrum für Hochschulforschung noch eine Abbrecherquote von 48 Prozent in den klassischen Ingenieurstudiengängen ermittelt. Durch die Einführung von mehr Informationsveranstaltungen und Einführungssemester sanken die Abbrecherquoten bis 2014 auf 32 Prozent. Doch diese Zahlen waren offenbar falsch, wie eine Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) jetzt belegt. Demnach lagen die tatsächlichen Abbrecherzahlen im Jahr 2010 nur bei 20 Prozent nach sechs und 23 Prozent nach neun Semestern. Der Rest ging auf Hochschul- und Fächerwechsel zurück. KARSTEN SCHÄFER