MIT Technology Review 2/2018
S. 20
Aktuell

MEDIZINTECHNIK

Klavier spielen mit Handprothese

Jason Barnes kann bei seiner Prothese jeden Finger einzeln ansteuern. Foto: Georgia Institute of Technology

Eine neue Kunsthand ermöglicht es erstmals, alle Finger einzeln und in beliebigen Kombinationen simultan zu bewegen. Damit konnte der Musiker Jason Barnes, der seine rechte Hand bei einem Elektrounfall verlor, sogar wieder Klavier spielen.

Entwickelt hat die Prothese Gil Weinberg, Direktor des Center for Music Technology am Georgia Institute of Technology. Eine frühere Prothese aus seinem Labor hat Barnes bereits 2014 bekannt gemacht. Sie setzte elektrische Aktivitätssignale der Muskeln im Stumpf (EMG) in Steuerbefehle für zwei Trommelstöcke um (siehe TR 5/14, S. 14).

Auch herkömmliche Prothesen nutzen dieses Verfahren. Möglich sind damit aber nur bestimmte, häufig benötigte Bewegungen wie der Pinzettengriff zum Schlüsselhalten. „EMG-Signale sind zu verrauscht, um zu berechnen, welchen Finger man bewegen will“, erklärt Weinberg. Mit Kollegen anderer Institute entdeckte er eher zufällig, dass ein etwa handy-großes Ultraschallgerät, wie es auch Gynäkologen verwenden, Muskelbewegungen sehr genau detektieren kann. Gekoppelt mit einem Maschinenlern-Algorithmus, kann der Ultraschallsensor, der im Prototyp direkt über dem Stumpf sitzt, auf alle Fingerbewegungen und die beabsichtigte Kraft schließen. Die Forscher wollen den Sensor nun verkleinern und die Prothese bis zur Marktreife entwickeln. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER

Rüstung

China testet Hyperschallwaffe

Dieses Bild von einer Art Hyperschallgleiter veröffentlichten chinesische Medien. Screenshot: CCTV via East Pendulum

Die chinesische Armee hat nach Medienberichten erfolgreich einen sogenannten Hyperschallgleiter getestet, der von einer Interkontinentalrakete aus gestartet wurde. Hyperschallwaffen werden zurzeit von den USA, Russland und China entwickelt. Die Flugobjekte, die sowohl konventionell als auch mit Atombomben bewaffnet werden können, sind zu schnell für die moderne Raketenabwehr. Noch ist keine dieser Waffen serienreif.

Die chinesische Waffe scheint jedoch bereits relativ weit zu sein. Das Fachmagazin „The Diplomat“ berichtet unter Berufung auf US-Militärkreise, das DF-17 genannte System sei Anfang November 2017 von einer Raketenbasis in der Mongolei gestartet. Der Gleiter wird in rund 100 Kilometern Höhe von der Rakete abgesetzt, sinkt auf rund 60 Kilometer Flughöhe und soll dann auf bis zu zehnfache Schallgeschwindigkeit beschleunigen. Nach dem Bericht hat der Prototyp das rund 1400 Kilometer entfernte Ziel elf Minuten später getroffen.

Das Friedensforschungsinstitut SIPRI sieht die Entwicklung mit Besorgnis und empfiehlt den USA und Russland dringend, sich zu Dreiergesprächen mit der chinesischen Regierung zusammenzusetzen. Nur so ließe sich ein neuer, destabilisierender Rüstungswettlauf vermeiden. WOLFGANG STIELER