MIT Technology Review 2/2018
S. 19
Aktuell

MEDIZIN

Pulsmessung via Funkchip

Blutdruck oder Puls lassen sich immer noch direkt am Körper am besten messen, dafür braucht es aber Sensoren direkt am Körper. Wesentlich eleganter wären Funketiketten, die Messungen ohne Körperkontakt vornehmen könnten. Einen Ansatz dazu haben Edwin Kan und seine Kollegen von der Cornell University in Ithaca entwickelt und in „Nature Electronics“ (DOI: 10.1038/s41928-017-0001-0) vorgestellt.

Die Grundlage sind detaillierte Analysen der vom Körper reflektierten Mikrowellen. Zuerst simulierten die Forscher am Rechner, wie ein Herzschlag oder ein sich bei der Atmung hebender Brustkorb die Ausbreitung und Reflexion schwacher Mikrowellen mit einer Frequenz von 950 Megahertz beeinflussen könnten. Um das Verfahren in der Realität zu prüfen, legten sie einer Testperson ein Funketikett am Handgelenk und im Brustbereich an. Herzschlag, Atmung und Blutfluss bewegten die Sensoren und sendeten dabei entsprechend Mikrowellen Megahertz aus. Diese Wellen gelangten sowohl direkt zu einem Nachweisgerät als auch in den Körper, wo sie reflektiert wurden. Danach konnten die Wellen in einem Abstand von bis zu zwei Metern aufgefangen und im Detail analysiert werden.

Die Forscher sehen eine Anwendung für Patienten, die sich von permanent angebrachten Sensoren gestört fühlen. Zentral installierte Empfangsgeräte auf einer Station könnten sogar parallel die Messdaten von mehreren Patienten aufnehmen. JAN OLIVER LÖFKEN

App des Monats

Hüpfende Regenbogen im Büro

Eines der besten Geräte für Augmented Reality steckt möglicherweise gerade in Ihrer Tasche. Aktuelle Smartphones sind mittlerweile wirklich gut darin, reale und virtuelle Welt zur „AR“ zu verschmelzen. Sie reichen zwar nicht an Display-Brillen wie Microsofts HoloLens oder an die HTC Vive heran, aber sie zeigen schon heute erstaunliche Bilder, ohne dass man dafür sein Konto leeren oder sich mit einem Computer verkabeln muss.

Apple und Google haben Entwicklern zahlreiche Werkzeuge bereitgestellt, mit denen sie realistischere AR-Apps denn je bauen können. Eine davon ist Figment AR (kostenlos, nur für iOS). Als ich sie zum ersten Mal ausprobiere, erwische ich mich dabei, wie ich Kreise durch mein Büro ziehe, um lachend ein gigantisches beschnurrbartetes Eis-Hörnchen zu inspizieren, das eine Mischung aus „Macarena“ und Michael Jacksons „Thriller“ tanzt. Mit der App lässt sich mein Raum auch mit weiteren 3D-Kreaturen und -Objekten bevölkern – etwa mit einem lila Hund, einem großen Truthahn oder einem hüpfenden Regenbogen. All dies kann ich auch filmen und mit meinen Freunden teilen. Eine weitere Möglichkeit: Man projiziert ein digitales 360-Grad-Foto in einem virtuellen Bilderrahmen auf eine reale Wand. Je näher man mit dem Smartphone an dieses Bild herangeht, desto genauer kann man es sich durchs Display anschauen. (Die entsprechenden Fotos gibt es in der App, man kann aber auch eigene Kugelpanoramen hochladen.) Figment ist ein fantastisches Schaufenster, das vermittelt, wie eindrucksvoll AR sein kann – selbst auf einem Display im Taschenformat. RACHEL METZ