MIT Technology Review 3/2018
S. 102
Meinung

»Innen sieht es fast immer furchtbar aus«

Designer-Legende Hartmut Esslinger über banales Autodesign, Nutzeroberflächen aus der digitalen Steinzeit und autoritäre Software.

TR: Bei Elektroautos haben Designer sehr viel Freiheit, weil sie nicht auf Kühler oder Auspuff Rücksicht nehmen müssen. Trotzdem ist selbst Tesla vom Design her recht konservativ. Wird da nicht ganz schön viel Potenzial verschenkt?

Ende der Sechziger gründete Hartmut Esslinger, 73, ein eigenes Designstudio, das heute unter dem Namen Frog Design weltweit an 15 Standorten vertreten ist. Er gestaltete unter anderem Sonys globale Designsprache sowie Apples gesamte Designstrategie. Zu seinen weiteren Kunden gehörten SAP, Villeroy & Boch, Rosenthal, Honda, Olympus, Yamaha, Samsung, Acer, Lufthansa, Siemens und Microsoft. Er lebt und arbeitet in den USA und China. Foto: A. Werrelmann/ WirtschaftsWoche

Esslinger: Sie haben völlig recht, der Tesla Model S sieht aus wie ein Verschnitt von Jaguar und Mazda. Das Design ist der Technologie nicht angemessen, viel zu konservativ. Chefdesigner Franz von Holzhausen ist ein Top-Designer, aber – wie fast überall – redet sein Chef Elon Musk in alles rein, ohne wirklich Ahnung zu haben. Bei Tesla beispielsweise ist die Strategie: Wir verstecken die neue Technik, dann fühlen sich konservative Kunden okay. Das Designkonzept ist also, sich quasi in den Markt einzuschleichen, damit sich die Geschmacksfrage gar nicht erst stellt.