MIT Technology Review 4/2018
S. 6
Leserbriefe

Leserbriefe

zu „Wie kommt die Mathematik in die Welt?“ (3/2018)

Die drei Dimensionen des Wissens

Mit der Mathematik verhält es sich so wie mit jeder anderen wissenschaftlichen Disziplin: Sie enthält Anteile aus Tatsachen, Vernunft und logischen Zusammenhängen – so wie jedes Wissen. Bereits Platon beschrieb einen Dialog des Mathematikers Theaitetos mit Sokrates über das Wesen des Wissens.

Demnach beruht Wissen auf wahrnehmbaren Tatsachen. Aber das reicht nicht aus, weil Wahrnehmungen täuschen können und es auch Wissen ohne Wahrnehmung gibt, beispielsweise Kräfte und Energie, die wir niemals selbst – sondern nur immer über ihre Auswirkungen – wahrnehmen können und daher nur „vernünftig“ erkennen. Aber auch tatsächliche Wahrnehmungen und vernünftige Vorstellungen zum Wissen reichen nicht aus, weil diese beiden ebenfalls täuschen können und es auch Wissen durch Lehren gibt, welche wir dabei weder wahrgenommen haben noch uns vorstellen können, beispielsweise den Welle-Teilchen-Dualismus oder Schwarze Löcher.

Die Mathematik beruht vielleicht zu einem „größeren Teil“ auf logisch schlüssigen Lehren als beispielsweise die tatsachenlastigen Naturwissenschaften oder die vernunftlastigen Geisteswissenschaften. Aber grundsätzlich benötigt jede wissenschaftliche Disziplin stets Anteile von allen drei „epistemologischen“ Welten. Übrigens lässt sich dieses grundlegende Prinzip auch auf eine Innovations-Wissenschaft anwenden, wie ich in meinem Buch „The Science of Innovation“ dargelegt habe. Es lässt sich sogar begründen, dass erst dadurch tatsächliche Neuerungen aus vernünftigen Überlegungen erschaffen werden können. Karsten Löhr

Zu „Wir brauchen radikalere Antworten“ (2/2018)

Linke Hetzer

Wie Simon Hegelich zu der Behauptung kommt, Linksradikale würden stärker mit Argumenten überzeugen wollen, bleibt ein Rätsel. Wer in ökonomischen Foren auf Basis aktueller wissenschaftlicher Standards argumentiert, wird schnell als „neoliberal“ beschimpft. Und kommt damit noch gut weg im Vergleich zu all jenen, die gleich als Rechts geschmäht oder eines -ismus wie Sexismus, Rassismus oder Biologismus bezichtigt werden. Jan Alexander

zu „Zu viel Geld, zu wenig Ideen“ (2/2018)

Bunkern von Geld bestrafen

Das Problem sind auch nicht zu wenig Ideen: Das Geld und die Ideen kommen nicht mehr zusammen. Die Welt ist in der Hand von Verwaltern (BWL & Jura), die dem Neuen bestenfalls skeptisch gegenüberstehen. Dem wird man nur entgegenwirken, wenn man das Bunkern von Geld „bestraft“. Jens Rehsack

zu „Von heißer und frischer Luft“ (3/2018)

Steuerzahler zahlt immer

Der Artikel ist knapp und fasst alle wichtigen Möglichkeiten zusammen, wie die Luftqualität verbessert werden könnte. Nur ist er leider nicht zu Ende geschrieben worden: Alle Einzelmaßnahmen haben Vor- und Nachteile. Wenn aber einzelne Maßnahmen zusammen betrachtet werden würden, welches Paket wäre das beste? Und: Einen Nachteil kann ich nicht akzeptieren: „Kosten trägt der Steuerzahler“. Zahlen muss immer jemand, entweder der Autofahrer oder der Steuerzahler. Selbst wenn es die Autohersteller zahlen würden, würde am Ende wieder der Autokäufer oder der Steuerzahler belangt werden, direkt oder über Fördergelder. Peter Lascych

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