MIT Technology Review 5/2018
S. 66
10 bahnbrechende Technologien
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An die Kette gelegt

Nicht zuletzt der jüngste Skandal um Facebook zeigt, wie lax Digitalkonzerne mit persönlichen Daten umgehen. Nun soll die Blockchain, die Technologie hinter dem Bitcoin, Nutzern die Datenhoheit zurückgeben.

Auch wenn die Spekulationsblase der Kryptowährungen und zahlreiche Blockchain-Projekte mit zweifelhaftem Nutzwert es fast vergessen lassen: Die Intention der Blockchain-Pioniere war es nicht in erster Linie, einen Weg zu finden, um naiven Investoren das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Vielmehr entstand die Idee zu Bitcoin in der Szene der sogenannten Cypherpunks: einer libertär eingestellten Bewegung, die jegliche Regulierung durch Autoritäten und staatliche Institutionen als etwas sehen, gegen das der mündige Bürger sich verteidigen muss. Vor allem bezieht sich dieses Bedürfnis nach Selbstverteidigung in den Augen der Cypherpunks auf die persönlichen Daten: Um eine offene Gesellschaft, frei von staatlicher Repression, zu erhalten, sollte jeder Einzelne Zugriff auf Verschlüsselungsmethoden und Systeme für anonyme Transaktionen haben. Er sollte die Macht über seine eigenen Daten behalten. Diese Idee hat spätestens mit den Enthüllungen von Edward Snowden seit 2013 den Mainstream erreicht.

Doch sie blieb ohne Folgen. Nach wie vor geraten die Daten in die Treibnetze der großen Geheimdienste – vor allem aber in die viel schamloser agierenden kommerziellen Organisationen, allen voran Facebook, Google und andere Dienstleister aus dem Silicon Valley. Eine mögliche Alternative, der Weg zurück in die analoge Zeit, wird nicht gelingen. Zu sehr haben wir uns an den Komfort und die Effizienz von Amazon Prime, Google Maps und Co. gewöhnt. Aber die Hoffnung ist groß, dass mit der Blockchain endlich der entscheidende Schritt möglich ist.