MIT Technology Review 5/2018
S. 92
Fokus
Bioökonomie
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Fotomontage: Shutterstock

Verbrennt’s nicht

Brennstoff oder Rohstoff? Mithilfe von CO₂ und Sonnenenergie wollen Firmen Erdöl ersetzen. Doch welcher Weg ist wirklich effizient und klimaneutral?

Kohlendioxid und Wasserstoff rein, Methan raus. So lautet die Zauberformel bei Electrochaea. Für diese Verwandlung setzt das Start-up aus dem bayerischen Planegg allerdings nicht auf konventionelle Chemie. Statt Nickel-Katalysatoren, hoher Drücke und Temperaturen verrichten Archaeen die Arbeit. Die Einzeller gehören zu den ältesten Organismen der Erde, setzen Wasserstoff und Kohlendioxid zu reinem Methan um und können noch dort existieren, wo alle „moderneren“ Organismen scheitern: an hydrothermalen Quellen am Grund der Tiefsee etwa, wo aufgrund von Hitze, ungünstigen pH-Werten und giftigen Substanzen extreme Lebensbedingungen herrschen.

Diese Fähigkeit will der Gründer des Münchner Start-ups Electrochaea, Mich Hein, für die Idee einer grünen Fabrik nutzen. Dazu arbeitet er mit der Universität Chicago zusammen, die besonders leistungsfähige Archaeen herangezogen hat. Er will mit den Urbakterien gleich doppelten Nutzen erzielen: den Abfallstoff CO2 recyceln sowie elektrische Energie aus regenerativen Quellen in eine gut transportable und speicherbare Form überführen. Archaeen brauchen kein Sonnenlicht und können platzsparend in geschlossenen Anlagen arbeiten. Zudem kommt der Ansatz ohne die Verarbeitung von Biomasse aus. Die Konkurrenz um Agrarrohstoffe und die Gefahr einer Übernutzung der landwirtschaftlichen Flächen wäre gebannt.