MIT Technology Review 5/2018
S. 14
Aktuell

Robotik

Quäle nie ein Tier zum Scherz

Roboter Shelly zieht bei Gefahr den Kopf ein. Foto: Naver Labs

Koreanische Wissenschaftler wollen herausfinden, wie man Kinder daran hindern kann, Roboter mutwillig zu schikanieren oder gar zu beschädigen. Denn der „Missbrauch von Robotern“ wächst sich zu einem zunehmend drängenden Problem aus, je mehr Roboter tatsächlich im Alltag auftauchen.

Hyunjin Ku und Kollegen vom Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) entwickelten für Experimente mit Kleinkindern deshalb einen Roboter, der nicht nur aussieht wie eine Schildkröte, sondern sich auch so ähnlich verhält. Solange die Kinder den Rückenpanzer von „Shelly“ nur streichelten, leuchtete der Panzer bunt auf. Schlugen die Kinder dagegen die Maschine, zog der Roboter Beine und Kopf ein. Das Ergebnis: Der Roboter wurde nur halb so oft geschlagen wie eine Maschine, die nicht auf Schläge reagierte. WOLFGANG STIELER

wurde die sogenannte Sicherheitsbereitschaft von Kohlekraftwerken seit ihrer Einführung 2016 angefordert. Dabei handelt es sich um acht Kraftwerksblöcke, die abgeschaltet werden sollen, aber noch vier Jahre betriebsbereit gehalten werden, um etwaige Stromlücken zu füllen. Die Betreiber erhalten dafür eine Ausgleichszahlung von insgesamt 234 Millionen Euro.

MEDIZIN

Pille für den Mann

Auch Männer bevorzugen die tägliche Pille gegenüber anderen Verhütungsmethoden. Foto: YourPhotoToday

Nach diversen Fehlstarts hat nun eine neue Pille für den Mann in einer ersten Studie hoffnungsvolle Ergebnisse geliefert. Das Präparat Dimethandrolone undecanoate (DMAU) wurde bereits in den Nullerjahren unter der Ägide der US-Regierung entwickelt. Seine Wirkung beruht auf synthetischen Hormonen, mit denen die Produktion von Testosteron in den Hoden stark reduziert wird. In der Folge wird die Spermienproduktion so sehr unterdrückt, dass es zu der gewünschten temporären Unfruchtbarkeit kommt.

Stephanie Page von der University of Washington in Seattle und ihre Kollegen vom kalifornischen Harbor-UCLA Medical Center in Torrance konnten in einer ersten, über 28 Tage laufenden Doppelblindstudie mit insgesamt 83 Teilnehmern feststellen, dass ernsthafte Nebenwirkungen ausblieben. Es kam lediglich zu einer leichten Gewichtszunahme und einer ungefährlichen Veränderung des Cholesterinspiegels. Ferner wurden weder starke Beeinträchtigungen der Gemütslage noch der sexuellen Funktion festgestellt. Acht Teilnehmer klagten allerdings über Akne und neun über einen beeinträchtigten Sexualtrieb. Die Probanden erhielten drei Dosierungen. Den gewünschten Effekt erzielte allerdings erst die tägliche Höchstgabe von 400 Milligramm.

Ein Vorteil von DMAU ist, dass der Wirkstoff als Pille eingenommen werden kann. „Viele Männer sagen, sie würden lieber täglich eine Pille nehmen, als lang wirkende Injektionen oder lokal wirkende Gele zu benutzen“, sagt Page. Kürzlich starteten die ersten Langzeitstudien. INGE WÜNNENBERG

Materialien

Fühlen, messen und schalten mit Folien

Stefan Seelecke (links) und Steffen Hau begutachten ein Förderband aus Silikonmuskeln. Foto: Oliver Dietze

Sogenannte elektroaktive Kunststoffe bieten ein großes Potenzial für künstliche Muskeln. Mit diesen Materialien entwickelte nun das Team um Stefan Seelecke von der Universität des Saarlandes eine flexible Folie, die eine neue Klasse effizienter Ventile und Mikropumpen oder sogar Fühlfolien auf Bildschirmen ermöglichen soll. Über elektrische Spannungen gezielt gesteuert, versetzten die Kunststoffmuskeln eine Folie in Schwingungen. Die Vibrationen transportieren kleine Muttern und Kaubonbons, während die Folie sich nicht vorwärts bewegt (DOI: 10.1016/j.sna.2017.08.028).

Für die Produktion der Muskeln druckten Seelecke und Kollegen eine Mischung aus Ruß, Silikonöl und Polydimethylsiloxan (PDMS) auf eine dünne Silikonfolie. Angeschlossen an filigrane Elektroden, setzten sie das wenige Mikrometer dünne Sandwich unter Spannungen von bis zu 2700 Volt. Dabei dehnte sich die Kunststoffschicht stufenlos um bis zu 70 Prozent aus und schrumpfte ohne Spannung wieder auf die Ursprungsgröße. Diese Bewegung ließ sich mühelos mit wechselnden Spannungen zehnmal pro Sekunde wiederholen.

Das Druckverfahren erlaubte es, zahlreiche einzeln kontrollierbare Muskelelemente von wenigen bis zu etwa 300 Mikrometer Kantenlänge auf der Folie anzuordnen. So taugen die Kunststoffmuskeln nicht nur als Vibrationsmotoren für ein rüttelndes Förderband, sondern prinzipiell auch für den Einsatz als winzige und schnell schaltende Ventile oder gar als Grundlage für ein Fühldisplay, das vielfältige Tastreize erzeugen könnte. JAN OLIVER LÖFKEN