MIT Technology Review 8/2018
S. 95
Fundamente
Rückschau

Sonnenstrom hausgemacht

An dieser Stelle blicken wir zurück auf Artikel, die vor fünf Jahren in Technology Review erschienen sind. Diesmal: Autarke Energieversorgung

TECHNOLGY REVIEW 8/2013 Batterien kommen, das Netz bleibt.

Unter dem Titel „Flucht aus dem Netz“ schrieb TR vor fünf Jahren über Menschen, die unabhängig vom Energieversorger werden wollten. Kurz zuvor, um 2012, war die „Grid Parity“ erreicht: Eigener Solarstrom war billiger als Strom aus dem Netz. 2013 weihte Umweltminister Peter Altmaier ein energieautarkes Haus ein und pries den Eigenverbrauch als „neuen Treiber des Photovoltaikausbaus“. Zudem kamen gerade bezahlbare Akkus auf den Markt. Der Trend zur Selbstversorgung schien nicht mehr zu stoppen.

Doch dann übernahm Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel das Energieressort und belegte hausgemachten Strom mit einer anteiligen EEG-Umlage. Stagnierende Modulpreise dämpften die Autarkie-Begeisterung zusätzlich.

Trotzdem boomt der Markt für Stromspeicher. Die Preise für Lithium-Ionen-Akkus haben sich seit 2013 halbiert. Jede zweite neue PV-Anlage wird mittlerweile mit einer Batterie versehen. Rund 37000 neue Solarspeicher waren es 2017 in Deutschland, für dieses Jahr rechnet die Agentur EuPD Research mit 45000 Anlagen. Der angebliche Preisbrecher Tesla rangiert allerdings nur im unteren einstelligen Prozentbereich. Den Löwenanteil haben deutsche Unternehmen.

TR berichtete auch von der „Solarguerilla“: Mit fertigen Mini-Modulen für den Balkon konnte jeder seinen eigenen Sonnenstrom über die Steckdose ins Hausnetz schleusen, ohne dass Netzbetreiber oder Versorger davon etwas mitbekamen. Elektroverbände warnten vor Bränden und Stromschlägen. Mittlerweile gibt es Normen und Sicherheitsregeln. Um einige Details wird aber noch gestritten, zum Beispiel, ob für die Einspeisung eine Spezialsteckdose nötig ist. 200000 bis 300000 Stecker-Solaranlagen dürften in Europa in Betrieb sein, die allermeisten in den Niederlanden, der Rest vor allem in Österreich, der Schweiz, Portugal und Deutschland.

Rund fünf Prozent seines Strombedarfs kann ein sparsamer Haushalt mit einem 150-Watt-Modul decken, bis zu 600 Watt lassen sich laut der Initiative PVplug in eine Steckdose einspeisen. Mit einer Dachanlage und Batterie schafft man einen Autarkiegrad von etwa zwei Drittel. Völlig autarke Häuser wie das von Altmaier eingeweihte muss man immer noch lange suchen. EVA AUGSTEN