MIT Technology Review 8/2018
S. 78
Fokus
Ernährung

Fake Food

Der deutsche Staat baut weltweit als Erster eine riesige Datensammlung auf, um gefälschte Lebensmittel aufspüren zu können.

Foto: Shutterstock

In Belgien schlossen die Polizisten vor wenigen Monaten eine Fabrik, die Gammelfleisch und Tierfutter zu Hackfleisch für Supermärkte verarbeitete. In ganz Europa zogen Fahnder zur selben Zeit Dutzende Thunfischprodukte aus dem Verkehr, die Fabriken mit aufwendigen lebensmitteltechnologischen Methoden rot gefärbt hatten, um sie als frische Ware zu verkaufen, obwohl der Fisch bereits alt war. Auch in Deutschland waren 15 von 207 Proben auf diese Weise geschönt. Das sind nur zwei Erfolge der Kampagne „Opson“, mit der die europäische Polizeibehörde von Dezember 2017 bis März 2018 gegen Lebensmittelbetrüger vorging. Die Fahnder beschlagnahmten mehr als 3600 Tonnen Esswaren und knapp zehn Millionen Liter Getränke. „Das In-Verkehr-Bringen von gefälschten und minderwertigen Lebensmitteln ist ein Riesengeschäft“, lautet das Fazit von Europol.

Die Warenströme der Lebensmittelwirtschaft werden immer umfangreicher und weltumspannender. Betrügern eröffnet das neue Einfallstore. An dem organisierten Betrug sind mittlerweile ganze Banden und auch die Mafia beteiligt. Käse, der keiner ist, billig gestreckter Saft, Honig, der mit Zuckersirup aufgegossen wird, Oregano auf Basis von Olivenblättern – es gibt kein Lebensmittel, das nicht verfälscht wird. Und dann natürlich der Trick, konventionelle Lebensmittel als Bioware auszugeben. „Mit den drei Buchstaben ,Bio‘ haben sie auf einmal eine sprunghafte Wertsteigerung“, erklärt Pablo Steinberg, Präsident des Max Rubner-Instituts in Karlsruhe, die besondere Sogwirkung der Ökolabels.