MIT Technology Review 8/2018
S. 70
Fokus
Ernährung

Mehr Ertrag mit weniger Wasser

Dürren bedrohen die globale Ernährung. Um Hungersnöte abzuwenden, sind neue Pflanzensorten nötig. Werden Forscher sie finden?

Ein Auto rattert über vor Hitze gleißende Straßen. Der Mann, der es fährt, will nicht erkannt werden. Er ist Schwarzmarkthändler, seine Ware: frisches Wasser. Das ist in seiner Stadt streng rationiert. Aber der Händler hat Glück. Eine kleine Quelle entspringt auf seinem Grundstück. Denen, die es sich leisten können, transportiert er Fässer voll davon direkt vor die Tür. Der Großteil der Bevölkerung aber steht mit Kanistern Schlange vor den öffentlichen Wasserstellen. Das ist keine Utopie, das ist Kapstadt im Mai 2018.

„Wasser ist das neue Öl“, sagt ein anderer Händler in die Kameras der „Tagesschau“. Trotz Beginn der Regenzeit und ersten Regenfällen werden die Restriktionen nicht gelockert. Immer noch stehen den Menschen lediglich 50 Liter Wasser am Tag zu, Landwirte dürfen nur noch 60 Prozent ihres früheren Bedarfs für die Bewässerung ihrer Felder einsetzen. Der Wirtschaftsminister Alan Winde rechnet mit 20 Prozent Ernteeinbußen. Es sei die schlimmste Dürre seit Jahrhunderten, heißt es.

Folgt man den Debatten der Klimaforscher, sind sowohl die Dürre als auch der illegale Wasserhandel nur ein Vorgeschmack dessen, was Teile der Welt erwartet. „So unterschiedlich die Klimamodelle auch sein mögen, sie alle kommen zu dem Ergebnis, dass vor allem in Afrika, Indien, dem südlichen Asien, also in den ärmsten Erdregionen, die Dürrezeiten zunehmen werden – sowohl was die Fläche als auch was die Dauer der Trockenperioden angeht“, sagt Matin Qaim. Der Agrarökonom von der Uni Göttingen entwirft Modelle, wie man die Welternährung in Zeiten des Klimawandels sicherstellen kann. Mehr als ein Drittel der 13,5 Milliarden Hektar Landfläche auf diesem Planeten dienen der Ernährung und verbrauchen „mehr als 70 Prozent der globalen Frischwasserreserven“, so Qaim.

Die üblichen Sprinkleranlagen für Felder arbeiten nicht besonders effizient, weil ein großer Teil des Wassers durch Verdunstung verloren geht. Foto: Alexandre Rotenberg/ Fotolia

Und der Bedarf wird zunehmen: Während der Grundwasserspiegel sinkt, steigt die Zahl der Menschen, die ernährt werden wollen. Bis 2050 muss die Landwirtschaft 50 Prozent mehr produzieren und noch mal 15 Prozent mehr Wasser verbrauchen, um für die globale Bevölkerung zu sorgen, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert, schreibt Tariq Khokhar von der Weltbank. Und da alle Versuche, den Klimawandel entscheidend zu bremsen, derzeit nicht fruchten, bleibt die Frage: Was ist zu tun, wenn Teile der Welt auszutrocknen drohen?