AUSTRALIEN
Sterile Männchen reduzieren Tigermücken-Population
Die Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) überträgt in den Subtropen und Tropen schwere Krankheiten wie Gelbfieber, Zika und Dengue-Fieber auf den Menschen. Für Letzteres gibt es zum Beispiel weder eine Impfung noch eine wirksame Therapie. Deshalb arbeitet die australische Forschungsbehörde CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) seit Jahren daran, die Mücken in bestimmten Gebieten auszurotten.
Zwischen November 2017 und Juni 2018 setzte sie dazu etwa drei Millionen sterile Tigermücken-Männchen in der Cassowary-Coast-Region im Bundesstaat Queensland aus. Am Großversuch beteiligt waren die nahe gelegene James Cook University sowie die Alphabet-Tochter Verily. Das US-Unternehmen hat sich unter anderem darauf spezialisiert, mit seinem Debug-Projekt krankheitsübertragende Mücken zu bekämpfen. Voriges Jahr hat die Google-Schwester zum Beispiel für eine große Feldstudie auch in Kalifornien sterile Mücken ausgesetzt.
Unfruchtbar wurden die Mückenmännchen durch eine Infektion mit Wolbachia-Bakterien. So können sie mit gesunden Weibchen keinen lebens-fähigen Nachwuchs mehr zeugen. Der Mückenbestand in dem australischen Küstengebiet ging jetzt um mehr als 80 Prozent zurück.
Sterile Insekten werden schon seit den 50er-Jahren eingesetzt, um Populationen zu reduzieren. Aber weibliche und männliche Tigermücken im großen Maßstab voneinander zu trennen ist extrem aufwendig. Verily hat jedoch eine Maschine entwickelt, die wöchentlich eine Million Mücken züchten und nach Geschlecht sortieren kann (siehe TR 9/2017, S. 10). So lassen sich die Kosten bei der Mückenbekämpfung senken.
Mücken massiv zu reduzieren oder in einzelnen Landstrichen auszurotten, stellt allerdings einen erheblichen Eingriff in das Ökosystem dar und ruft immer wieder Kritiker auf den Plan. Nicht zuletzt dienen Mücken Vögeln als Nahrung. Einen anderen Weg geht daher der Australier Scott O’Neill von der Monash University in Melbourne. Er setzt keine sterilen Mückenmännchen ein. Der Leiter des gemeinnützigen World Mosquito Program will vielmehr die Insektenpopulationen vor allem an der Übertragung von Krankheiten hindern. Dazu hat er Wolbachia-infizierte Mückenweibchen gezüchtet. Diese können sich zwar noch fortpflanzen, aber kein Dengue-Fieber mehr übertragen. Bei Feldversuchen in Nord-Queensland hat O’Neill mit seinem Team schon vor fünf Jahren begonnen, infizierte Mücken auszusetzen. Zwar stehen größere Untersuchungen noch aus, aber dem Forscher zufolge gab es dort seitdem keine Übertragungen von Dengue-Fieber mehr.
INGE WÜNNENBERG