MIT Technology Review 10/2019
S. 86
Fokus
Bahn
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Kommt der Zug?

Der sogenannte Deutschland-Takt soll Bahnfahren entspannter, schneller und ­attraktiver machen. Welche Weichen müssen gestellt werden, damit ein Fahrplan ohne lange Wartezeiten gelingt?

Von Karl-Gerhard Haas

Was ist der Unterschied zwischen Nahverkehr und Fernverkehr auf Deutschlands Schienen? Beim Nahverkehr sitzt man seine Zeit im Zug ab, im Fernverkehr auf dem Bahnsteig. Entweder hat man einen guten Anschluss – oder einen schnellen Zug. Warum geht nicht beides?

Geht schon, haben die Niederlande und die Schweiz bereits vor Jahrzehnten festgestellt. Im Fernverkehr führten sie den sogenannten integralen Taktfahrplan (ITF) ein. Seitdem müssen sich Fahrgäste nicht mehr nach Abfahrtszeiten erkundigen. Die Züge kommen genau wie im Nahverkehr, also bei Bussen, Straßen- und U-Bahnen, Regionalzügen und S-Bahnen, in festen Zeitabständen. An den Bahnhöfen und Haltestellen muss man nicht lange auf den Anschluss warten, weil der zeitgleich einfährt. Daniel Scherrer, bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) Leitender Projektmanager der strategischen Netzentwicklung, sagt: „Der ITF rechnet sich für die Kunden wie für den Bahnbetreiber.“