MIT Technology Review 10/2019
S. 94
Fokus
Bahn
Die Monocabs sollen fahrerlos über die Gleise rollen. Rendering: Landeseisenbahn Lippe

Taxi auf Schienen

Individueller Bahnverkehr könnte gerade in ländlichen Gebieten die Mobilität verbessern. Nun treten zwei Konzepte an, um stillgelegte Strecken wiederzubeleben.

Von Denis Dilba

Einfach dann, wenn es passt, zur Haltestation gehen, per Handy-App das nächste Monocab stoppen, einsteigen, Zielstation eintippen und losfahren – wenn es nach den Vorstellungen von Jochen Brunsiek und Thorsten Försterling geht, sieht so die Zukunft des Bahnverkehrs aus – zunächst einmal in Ostwestfalen-Lippe. Die per Elektromotor und ­Batterie betriebenen Kapseln mit Platz für zwei Passagiere sollen auf nur einer Schiene unterwegs sein. Damit sie nicht umkippen, sind Kreiselstabilisatoren eingebaut: Die ­rotierenden Bauteile wollen die Richtung ihres Drehimpulses erhalten und setzen dem ­Kippen daher Widerstand entgegen. So können die Monocabs auf einem Gleis fahrerlos im Umlauf betrieben werden, ähnlich wie die Kabinen eines Paternosters.

Wer ein Fahrzeug braucht, bucht es per App und steigt ohne größere Wartezeiten an kleinen Stationen ein. Die mit dem Deutschen Mobilitätspreis 2018 prämierte Idee für die Zukunft des Regionalbahnverkehrs kam dem Ingenieur und Mitglied des Vereins Landeseisenbahn Lippe (LEL) Försterling bei Überlegungen dazu, wie man stillgelegte Bahnstrecken wiederbeleben könnte. Auf einer davon, zwischen Lemgo und Extertal in Nordrhein-Westfalen, sollen die Monocabs getestet werden, sagt LEL-Projektkoordinator Brunsiek. Läuft alles nach Plan, könnte es in ungefähr fünf Jahren so weit sein.