MIT Technology Review 11/2019
S. 28
Horizonte
Verkehr
Das fliegende V ist ein neues Designkonzept, das Treibstoff sparen soll. Bei einer Spannweite von 65 Metern, vergleichbar mit einem Airbus A350, soll es ähnlich viel transportieren können: 314 Passagiere und 160 Kubikmeter Fracht. Foto: TU Delft

Luft nach oben

Werden wir weiterhin einmal im Jahr nach Mallorca fliegen können, möglicherweise sogar guten Gewissens? Den Ingenieuren gehen die Ideen so schnell nicht aus, doch auch Politik und Bürger müssen mitziehen.

Von Tim Schröder und Gregor Honsel

Die Welt fliegt. Ganz gleich, ob die schwedische Klima­aktivistin Greta Thunberg nun mit dem Segelboot in die USA reist und mit gutem Beispiel vorangeht oder nicht. Denn noch nie war das Fliegen so billig wie heute. Und so wächst der Flugverkehr schneller als jeder andere Mobilitätsbereich – seit 1990 um sage und schreibe 240 Prozent (siehe Grafik Seite 32). In Deutschland stiegen im ersten Halbjahr 2019 sogar mehr Menschen ins Flugzeug als je zuvor. Insgesamt ist die Luftfahrt weltweit für rund fünf Prozent der Klimaerwärmung verantwortlich. Paradoxerweise fliegen vor allem jene Menschen ­besonders viel, die sich der Gefahren des Klimawandels be­sonders bewusst sein müssten: die wohlhabenden, gebildeten und weltoffenen Menschen. Soziologen haben für sie schon eine Bezeichnung gefunden: „klimabesorgte Klimasünder“.

Angesichts dieser Daten stellt sich die Frage, ob man jemals mit gutem Gewissen wird fliegen können. Luftfahrtexperten halten das für möglich, durch ein ganzes Bündel an Maßnahmen: Elektromotoren, Hybridantriebe, klimaneutrale Treibstoffe oder Kompensationen. Allerdings ist der Umstieg auf alternative Antriebe oder Treibstoffe nicht so einfach wie beim Auto. Bei Flugzeugen erhöht zusätzliches Gewicht, etwa durch Akkus, den Energiebedarf enorm.