MIT Technology Review 12/2019
S. 92
Meinung
VR-Ausrüstung wie Virtuix Omni hilft ­Spielern, immer tiefer in vir­tuelle Welten einzutauchen. Foto: Virtuix

Keine Haltung ist auch keine Lösung

Der Anschlag von Halle hat eine neue Diskussion um Videospiele und Gewalt ­ausgelöst. Die Gamer-Szene tut so, als ginge sie das alles nichts an. Das ist eine ­bequeme, aber keine hilfreiche Haltung.

Es musste ja so kommen: Bei einem Terroranschlag in ­Halle erschoss ein rechtsradikaler Amokläufer zwei Menschen und streamte seine Tat live ins Internet. Und bereits ­kurze Zeit später forderte Innenminister Horst Seehofer, die „Gamer-­Szene stärker in den Blick“ zu nehmen. „Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamer-Szene. Manche nehmen sich Simulationen geradezu zum Vorbild“, ­erklärte Seehofer in der ARD. „Man muss genau hinschauen, ob es noch ein Computerspiel ist, eine Simulation – oder eine verdeckte Planung für einen Anschlag.“

Die Gegenreaktion war genauso erwartbar. Rezo, YouTuber mit blauen Haaren und „Zerstörer der CDU“, trat auf Zeit ­Online als Sprachrohr seiner Generation auf. Die Kurzfassung seiner Argumente lautet: Die haben alle keine Ahnung, weil sie viel zu alt und analog sind.