Technology Review Special 2019
S. 37
Energie
Die Karte zeigt den bisherigen Weg der auf einer Eisscholle treibenden „Polarstern“ (Linie) sowie die prognostizierte Driftrichtung (Schraffur). Links zwei Forscher der Mosaic-Expedition. Foto: Esther Horvath/NYT/Redux/Laif

Das Eis bestimmt den Kurs

Auf der Expedition Mosaic erforschen Wissenschaftler das Klima im arktischen ­Winter. Trotz seiner Bedeutung ist bislang wenig darüber bekannt.

Von Daniel Hautmann

Kaum eine Region hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark erwärmt wie die Arktis. „Sie ist das Epizen­trum der globalen Erwärmung“, sagt der Atmosphärenforscher Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). Er kennt sich aus in der Arktis. Zigmal war er schon dort, erstmals 1992. Im September 2019 ist er zu seiner bislang aufregendsten Reise dorthin gestartet: ­Mosaic (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) – ein Projekt für 140 Millionen Euro, an dem rund 600 Menschen aus 19 Nationen beteiligt sind.

Ziel der eisigen Tour ist es, erstmals Klimadaten im arktischen Winter zu sammeln. „Wir verstehen diese Region bisher kaum“, sagt Rex. Winterliche Daten fehlen weitgehend, da die Region nur im Sommer zugänglich ist – im Winter können selbst atomgetriebene Eisbrecher kaum in die innere Arktis vordringen. Bleibt nur eine Option: „Der Weg über die Drift ist die einzige Möglichkeit, die Zentralarktis im Winter zu erreichen“, sagt Rex.