Technology Review Special 2019
S. 56
Digitalisierung
Währungen
„Zuck Buck“: Facebook-Chef Mark Zuckerberg will eigenes Geld anbieten. Fotos: Shutterstock/Technology Review

Alle gegen Libra

Mit Plänen für eine stabile globale Kryptowährung sorgte Facebook im Juni 2019 für Aufsehen. Zentralbanken protestierten heftig – und beschäftigen sich nun verstärkt mit eigenem Digitalgeld.

Von Mike Orcutt

Wer hat gesagt, dass Politiker gegen globale Technologiekonzerne machtlos sind? „Wenn Sie sich beteiligen, können Sie mit einem hohen Maß an ­Kontrolle durch Aufsichtsbehörden rechnen“, schrieben zwei US-Senatoren Anfang Oktober 2019 an die Chefs von Mastercard und Visa. Bis dahin wollten die beiden Kreditkartenfirmen Gründungsmitglieder einer Schweizer Stiftung für die von dem Sozialnetzwerk-Riesen Facebook geplante Kryptowährung Libra werden. Doch nach dem Brief zogen sie sich in letzter Minute zurück.

Vier Monate zuvor hatte Facebook mit großem PR-Aufwand seine Pläne für Libra vorgestellt. Eine stabile und weltweit genutzte Online-Währung sollte entstehen, die grenzüberschreitendes Bezahlen in Sekundenschnelle ermöglicht und auch für Menschen ohne klassische Bankverbindung zugänglich ist. Der Ausstieg von Mastercard und Visa (wie auch von eBay und PayPal) war ein klarer Rückschlag für das Projekt. Doch der öffentliche Sektor begnügte sich nicht mit Kritik und Drohungen: Aufgeschreckt von Libra intensivierten Zentralbanken weltweit ihre Vorbereitungen für eigene ­digitale Währungen.