Medizin

Nachruf

Korrupter Transplantationspionier mit Bundesverdienstkreuz

Christoph Broelsch stieg als Spezialist für Lebertransplantationen kometenhaft auf – und fiel nach ganz unten.

Christoph Broelsch

Foto: Clemens Bilan/Ddp Images

Christoph Broelsch galt als Popstar unter den Chirurgen, transplantierte gewagt und hatte Erfolg. Nach seinem Medizinstudium lernte er zehn Jahre lang sein Handwerk in der deutschen Transplantationshochburg Hannover. In Chicago übernahm er den Lehrstuhl für Lebertransplantation und wagte dort vor 30 Jahren die erste Lebend-Lebertransplantation der Welt. Broelsch übertrug ein Stückchen Leber von einer Mutter auf ihr Kind und nutzte damit die enorme Regenerationsfähigkeit des Organs aus. Wird ihm ein Stück entnommen, repariert das Organ sich selbst. Und das gespendete Stück entwickelt sich im Empfänger zu einer vollständigen und funktionsfähigen Leber. Diese „Split-Leber“-Operationen gelten bis heute als sehr riskant, haben Broelsch jedoch seinen Platz in der Medizingeschichte gesichert.

Kurz darauf kehrte Broelsch nach Deutschland zurück und wurde für seine Transplantationserfolge gefeiert. Der Bund ehrte ihn 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, diverse Ehrendoktorwürden folgten, und 2004 legte die Bundesrepublik noch einmal mit dem Großen Verdienstkreuz nach – vier Jahre nachdem er den Bundespräsidenten Johannes Rau erfolgreich operiert hatte.