MIT Technology Review 2/2019
S. 16
Aktuell

VERKEHR

Flughafen mit Fernsteuerung

Saarbrücken aus Leipziger Sicht. Foto: DFS

Die Fluglotsen des Flughafens Saarbrücken arbeiten seit Dezember nicht mehr in Saarbrücken, sondern in Leipzig. Von dort aus geben sie per Glasfaserleitung Kommandos an Piloten und Bodenpersonal. Über hochauflösende Bilder auf einer riesigen Monitorwand beobachten sie aus 450 Kilometern Entfernung den Flugverkehr. Details lassen sich heranzoomen, eine Software stellt wichtige Objekte auch automatisch groß dar. Dank Infrarotkameras soll die Sicht bei Nacht und schlechtem Wetter sogar besser sein als vor Ort. Fällt eine Kamera aus, übernimmt automatisch ein Ersatzgerät. Auch die Reinigung der Linsen funktioniert selbstständig. Gebaut wurde das System von den Technikdienstleistern Frequentis und Rheinmetall Defence Electronics.

Zehn saarländische Lotsen sind mit nach Leipzig gezogen. In Saarbrücken spart man dadurch Kosten für die Gebäudeerhaltung und den anstehenden Bau eines neuen Towers. Um die Technik zu vermarkten, hat die Deutsche Flugsicherung zusammen mit Frequentis eine Tochterfirma gegründet. Demnächst sollen auch die Flughäfen Erfurt und Dresden ferngesteuert werden. BEN SCHWAN

ENERGIE

Rekord bei Supraleitern

US-Forscher haben zum ersten Mal einen Supraleiter hergestellt, der oberhalb des Gefrierpunkts keinerlei elektrischen Widerstand mehr aufweist. Russell Hemley, Geophysiker an der George Washington University in Washington D.C., gab die Neuigkeit erstmals auf einer Konferenz im August 2018 bekannt. Die Forscher hatten einen Diamantamboss benutzt, um eine winzige Menge Lanthan und Wasserstoff unter extrem hohem Druck zu erwärmen. Dabei bildet sich das „Superhydrid“ LaH10. Beim Abkühlen beobachteten die Forscher, dass das Material unterhalb von sieben Grad Celsius drastisch weniger elektrischen Widerstand aufweist.

Allerdings müssen die Ergebnisse noch geprüft und reproduziert werden. Außerdem existiert das neue Material nur unter extrem hohem Druck bei rund 200 Gigapascal. Praktisch verwendbar ist es deshalb zwar nicht, aber es bestätigt die Theorien über die Entstehung der Supraleitung und trägt somit zum Design weiterer supraleitender Materialien bei. WOLFGANG STIELER

SOFTWARE

Viermal soviel Strom

Geht es in der IT um das Thema Umweltfreundlichkeit, steht meist die Hardware im Mittelpunkt. Dabei hat die Software laut Umweltbundesamt (UBA) einen „mindestens ähnlich großen Einfluss“ – etwa indem ein Update plötzlich verhindert, dass ein Gerät in den Energiesparmodus geht, oder indem fehlende Updates die Nutzungsdauer der Hardware begrenzen.

Das UBA hat diesen Einfluss nun systematisch untersucht. Dabei stieß es unter anderem auf ein Textverarbeitungsprogramm, das für die gleiche Aufgabe viermal so viel Strom verbrauchte wie ein vergleichbares anderes Programm.

Um welche Programme es sich dabei handelt, will das UBA nicht verraten: „Die Tests waren vor rund eineinhalb Jahren, und es ändert sich ja immer viel“, sagt die UBA-Verantwortliche Marina Koehn. Das Ziel der Untersuchung sei auch gar nicht gewesen, selbst eine Rangliste aufzustellen, sondern ein standardisiertes Testverfahren zu entwickeln, mit dem unabhängige Prüfinstitute arbeiten können.

Insgesamt sind 76 Kriterien eingeflossen, darunter auch die Quelloffenheit der Software. Der Test könnte Grundlage für ein Umweltsiegel wie der Blaue Engel werden. Bisher gibt es Standards für Mindesteffizienz nur für Hardware. GREGOR HONSEL