MIT Technology Review 2/2019
S. 18
Aktuell

Bunte Niere

Foto: Niang Wang/Duke University

Normalerweise stellt die Magnetresonanztomographie Gewebe in Grautönen dar. Mit der Diffusions-Tensor-Bildgebung kommt nicht nur Farbe ins Spiel, sondern auch eine zusätzliche Information: Das Verfahren erfasst die Bewegung von Wassermolekülen und kann dadurch etwa die Ausrichtung winziger Blutkanäle farbig darstellen, wie es Niang Wang von der Duke University am Beispiel einer Mäuseniere gezeigthat. Die Farben stehen dabei für verschiedene Orientierung der Kanäle. Damit gewann Wang einen Fotowettbewerb der Fachzeitschrift BMC.

MEDIZIN

Nerven-Stimulation hilft beim Abnehmen

Forscher der University Wisconsin-Madison haben ein Stimulationsgerät zum Abnehmen entwickelt (doi: 10.1038/s41467-018-07764-z). Das knapp ein Zentimeter kleine Gerät wurde am Magen von Versuchsmäusen befestigt und übertrug elektrische Pulse auf den Vagusnerv. Dieser signalisierte dem Gehirn daraufhin schon nach wenigen Bissen, dass der Magen voll sei und löste ein Sättigungsgefühl aus. Ein bereits von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassenes Gerät namens „Maestro“ arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip, benötigt allerdings eine Steuereinheit sowie Batterien, die per Operation ausgetauscht werden müssen, wenn sie leer sind. Das neue Gerät aus Wisconsin bezieht seine Energie dagegen komplett aus den Bewegungen des Magens. Die durchs Essen ausgelösten Bewegungen sind gleichzeitig das Startsignal für die Vagus-Stimulation.

Zuerst stimulierten die Forscher den Vagusnerv von heranwachsenden Mäusen, die daraufhin langsamer zunahmen als die Kontrolltiere. Im zweiten Versuch mit ausgewachsenen Mäusen bewirkte die Stimulation einen 38-prozentigen Gewichtsverlust.

Anders als eine Magenverkleinerung sei diese Methode umkehrbar, sagen die Forscher. Das gilt allerdings auch für den Effekt. Nach dem Entfernen des Gerätes nahmen die Versuchsmäuse schnell wieder zu. Als nächstes soll das Gerät bei größeren Säugern getestet werden. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER

Raumfahrt

Ballons für die Venus

2014 hatten Forscher der Nasa eine kühne Idee: Wenn es möglich wäre, seismische Wellen von einem hoch fliegenden Ballon aus zu erfassen, könnten sie damit erstmals tektonische Aktivitäten auf der Venus messen. Die Daten könnten wichtige Hinweise auf das Innenleben unseres Schwesterplaneten geben. Denn die Temperaturen auf der Oberfläche sind hoch genug, um Blei zu schmelzen, und der Druck würde selbst ein U-Boot zerquetschen. Eine Landung ist unmöglich. 50 Kilometer über der Oberfläche sind Temperaturen und Drücke jedoch handhabbar. 1985 zeigte die Sowjetunion, dass ein Ballon mehrere Tage in dieser Umgebung arbeiten kann.

Am 19. Dezember testeten die Forscher ihre Idee auf der Erde. Sie zündeten eine 50-Tonnen-Bombe in der Wüste von Nevada in etwa 300 Metern Tiefe. Die Bombe erzeugte ein künstliches Beben, das die Nasa-Wissenschaftler in zwei Ballons rund dreihundert Meter über dem Boden mit empfindlichen Barometern registrieren wollten.

2017 hatten die Forscher bereits ein ähnliches Experiment durchgeführt. An einem Fesselballon konnten sie die Signale zwar nachweisen, an einem frei fliegenden Heißluftballon gab es dagegen zu viele Störgeräusche – unter anderem vom Heißluftbrenner. Nun verwenden sie Heliumballons. Ob das Experiment diesmal erfolgreicher war, ist aber noch offen. „Wir sind dabei, die Daten auszuwerten“, sagt Siddharth Krishnamoorthy vom Jet Propulsion Lab (JPL) der Nasa . „Das kann Monate dauern.“ Wolfgang STIELER

APP DES MONATS

Kunst von allen Seiten

Es braucht nicht immer eine teure AR-Brille, um virtuelle und reale Welten miteinander zu verschmelzen. Ein Smartphone in einer Papphalterung tut es auch. Allerdings kommt man damit nicht an den Bildschirm heran, was die Bedienung erschwert. Abhilfe schafft der Merge Cube – ein Schaumstoffwürfel mit bedruckter Oberfläche. Per Handykamera erkennen Apps den Würfel und ersetzen ihn durch ein virtuelles Objekt, etwa eine Erdkugel. Dreht man den Würfel in der Hand, dreht sich der virtuelle Globus auf dem Bildschirm mit. Wer den Kauf des rund 30 Euro teuren Würfels scheut, kann ihn auch unter ct.de/ybrj ausdrucken und zusammenkleben.

Was sich damit anstellen lässt, zeigen gut 30 Apps unter miniverse.io. „Hologlobe“ etwa präsentiert eine virtuelle Weltkugel, „Galactic Explorer“ das Sonnensystem und „MrBody“ die Organe des menschlichen Körpers. Der zunächst erstaunliche Effekt nutzt sich allerdings schnell ab. Oft wäre eine konventionelle Bedienung mit Maus oder Touchscreen praktischer oder eine reine VR-Darstellung beeindruckender. Ein weiteres Manko: Man kann sich nur begrenzt an ein Objekt heranzoomen. Hält man den Würfel zu nah an die Kamera, bricht die AR-Darstellung zusammen.

Das gilt zwar auch für die App „MuseumViewer“, trotzdem wirkt sie überzeugender. Sie zeigt Exponate aus dem Louvre und dem British Museum, von der Zeus-Büste bis zum Stein von Rosetta, bei denen eine drehbare 3D-Darstellung tatsächlich Mehrwert bietet. Leider wird auf meinem Gerät kein Cursor angezeigt – wohl ein Bug, schließlich handelt es sich um Version 1.0. Zudem ist die Auswahl mit nur 24 Objekten recht begrenzt. Aber beides kann sich ja noch ändern. GREGOR HONSEL