MIT Technology Review 3/2019
S. 36
Horizonte
Gentechnik

Die Erbsünde

Vergangenen November sorgten die ersten genveränderten Babys weltweit für Aufsehen. Nun wollen Biohacker in die Technologie einsteigen. Eine Geschichte darüber, warum die genetische Verbesserung des Menschen nicht mehr aufzuhalten ist.

Als He Jiankui die Schaffung der ersten genveränderten Babys verkündete, war die Entrüstung groß. Aber nur, weil er nach Meinung vieler Experten das Wagnis zu früh eingegangen ist. Foto: picture alliance/ASSOCIATED

Seit einigen Jahren hinterlässt Bryan Bishop, ein 29-jähriger Programmierer und Bitcoin-Investor, eine Spur von Kommentaren über menschliche „Verbesserung“ im Web. Er ist ein Transhumanist, er glaubt, dass Menschen durch Technologie tiefgreifend verbessert werden können. Schon lange ermahnt er andere, etwas gegen die derzeitige menschliche Verfassung zu unternehmen.

Nun hat er beschlossen, es selbst zu tun. Vor einigen Wochen schickte mir eine besorgte Person Unterlagen, die den Geschäftsvorschlag von Bishop und seinem Partner Max Berry, einem ehemaligen Laborwissenschaftler eines Biotech-Unternehmens, skizzierten. Die Person bat darum, anonym zu bleiben, und äußerte die Sorge, dass Transhumanisten versuchen würden, ihre Ideen zur Verbesserung der menschlichen Art in die Tat umzusetzen. In den Unterlagen ist die Rede von Milliardeneinnahmen aus der Schaffung von Hunderttausenden von verbesserten Babys. Nach Bishops Schaubildern soll eine Gentherapie an den Hoden eines männlichen Freiwilligen zu Designermenschen führen. Auf diese Weise könnten Spermien, die DNA-Verbesserungen tragen, verwendet werden, um eine Frau schwanger zu machen. „Ergebnis: Erster Mensch mit transgenen Spermien, und wir beginnen damit, Vorbestellungen entgegenzunehmen“, steht auf einer der Folien.