MIT Technology Review 3/2019
S. 32
Horizonte
Verkehr
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Foto: Shutterstock, Tesla, BMW

Ist Leichtbau überschätzt?

Mehr Gewicht gleich mehr Verbrauch – das klingt erst mal logisch. Doch für Elektroautos gilt diese Faustregel nur noch bedingt.

Die Debatte begann mit ein paar Kiessäcken. Ende 2017 beluden Ferdinand Dudenhöffer und seine Mitarbeiter zwei Elektroautos mit 300 Kilogramm Ballast und maßen den Verbrauch auf einer 100 Kilometer langen Teststrecke. Das Ergebnis: Ein Tesla S verbrauchte nur 0,6 Prozent mehr Strom, bei einem BMW i3 waren es 4,4 Prozent. „Auch der BMW i3 bestätigt damit, dass Gewichtseinsparung bei Elektroautos nicht die erste Priorität sein kann“, schreibt der Leiter des CAR – Center Automotive Research.

Die Leichtbau-Experten schrien auf: „Den Leichtbau beim Elektroauto als überflüssig zu definieren, ist schlichtweg Unsinn“, polterte etwa Heinrich Timm, ehemaliger Leiter des Audi-Leichtbauzentrums Neckarsulm. Auch dafür liefert Dudenhöffers Versuch gewisse Argumente: Absolut betrachtet verbrauchte der rund zwei Tonnen schwere Tesla im Test deutlich mehr als der weitaus leichtere BMW – unbeladen 17,77 statt 12,9 Kilowattstunden auf 100 Kilometern. Dieser Unterschied spiegelt sich auch in den offiziellen Verbrauchsangaben wider (siehe Grafik rechts).