MIT Technology Review 3/2019
S. 12
Aktuell

MEDIZIN

Rückgrat aus dem 3D-Drucker

Die Kanäle geben nachwachsenden Nervenzellen den Weg vor. Foto: Jacob Koffler+Wei Zhu/UC San Diego

Verblüffende Erfolge bei der Heilung von Querschnittslähmungen erzielten Forscher der University of California – bisher allerdings nur bei Ratten (DOI: 10.1038/s41591-018-0296-z). Mark H. Tuszynski und seine Kollegen fertigten dazu Kernspin-Aufnahmen von Versuchstieren mit verletztem Rückenmark an. Anschließend druckten sie aus einem gelartigen Kunststoff ein maßgefertigtes Implantat für die verletzte Stelle. Es enthielt etwa 200 Mikrometer breite Kanäle. Dieses Implantat benetzten die Forscher mit Vorläuferzellen von Neuronen und setzten es den Versuchstieren ein. So bildeten sich neue Nervenzellen entlang der Kanäle aus. Nach einigen Monaten hatten sich vorher getrennte Nervenbahnen sogar wieder miteinander verknüpft, und die Ratten gewannen zumindest eine rudimentäre Kontrolle über ihre Beine zurück.

Nach diesen vielversprechenden Tierversuchen fasst Tuszynski nun klinische Versuche an Patienten ins Auge. Testweise hat er mit seiner Druckmethode schon Rückgrat-Implantate mit etwa vier Zentimeter Durchmesser nach der Vorlage von Kernspin-Aufnahmen gefertigt. Ob und wann diese Versuche beginnen können, steht noch nicht fest. JAN OLIVER LÖFKEN