MIT Technology Review 3/2019
S. 14
Aktuell

UMWELT

Pflanze filtert Luft

Stuart Strand mit seinen Versuchsobjekten. Foto: Mark Stone/University of Washington

Ein Team der University of Washington hat eine Zimmerpflanze genetisch so verändert, dass sie gefährliche organische Verbindungen absorbiert und anschließend für das eigene Wachstum nutzt. Dazu haben die Forscher die Gene für ein Protein namens 2E1 in eine Goldene Efeutute (Epipremnum aureum) eingebaut. Das Protein arbeitet beim Menschen in der Leber und hilft dort unter anderem beim Abbau von Alkohol. Bei der Kletterpflanze macht es die in der Umgebungsluft vorkommenden Schadstoffe Benzol und Chloroform unschädlich (DOI: 10.1021/acs.est. 8b04811).

Als Nächstes soll ein Protein zum Abbau von Formaldehyd eingeschleust werden, das noch immer in vielen Möbelstücken steckt. Diese Stoffe lassen sich nur schwer mit normalen Filtern aus der Luft holen. „Wir wollten die Reaktion, die in unserem Körper auftritt, in einer Pflanze haben“, sagt Stuart Strand, der die Forschungsgruppe leitet.

Derzeit reicht es allerdings noch nicht, die grüne Leber einfach im Raum stehen zu lassen. Im Experiment wurde sie in einen geschlossenen Behälter gestellt, in den ein Ventilator verschmutzte Luft einblies. Die 2E1-Gewächse reduzierten die Chloroform-Konzentration in einem Glaskolben nach drei Tagen um 82 Prozent, nach sechs Tagen war sie nicht mehr messbar. Benzol baute sich etwas langsamer ab: Nach Tag acht war es zu 75 Prozent aus der Luft verschwunden. BEN SCHWAN

ENERGIE

Supraleiter für Münchens Stromnetz

Stromübertragung ohne Widerstand und damit ohne Verlust: Mit Supraleitern ist es möglich. München überlegt, sie nun auf zwölf Kilometern im Untergrund zu verlegen. „Zwei bis drei Hauptstrecken – zu einem Dreieck verknüpft – könnten die ganze Stadt mit hoher Stromleistung versorgen“, sagt Werner Prusseit, Geschäftsführer der Supraleiter-Firma Theva. Die Kabel werden mit Stickstoff auf etwa minus 200 Grad gekühlt und können bei 110 Kilovolt eine Leistung von 500 Megawatt übertragen.

In Essen liegt ein derartiges Kabel zwar seit fast fünf Jahren. Es ist jedoch nur etwa einen Kilometer lang, verknüpft lediglich zwei Umspannanlagen und überträgt gerade einmal 40 Megawatt ohne elektrischen Widerstand.

Münchens Supraleiterkabel soll aus hauchdünnen Schichten aus Gadoliniumbariumkupferoxid bestehen. Das Material macht es besonders schlank, damit ließe es sich in vorhandene Leerrohre verlegen. Aufwendige Tiefbauarbeiten könnten minimiert werden. Damit sinken die Kosten im Vergleich zu klassischen Hochspannungstrassen, was die Supraleitervariante trotz der höheren Kabelkosten wirtschaftlich machen würde.

Noch steht die Entscheidung aus. „Wir hoffen jedoch, ein Vorprojekt zum Test der nötigen Komponenten noch dieses Jahr an den Start zu bringen“, sagt Prusseit. Die Stadtwerke München bestätigen, dass weitere Forschungsarbeiten am Supraleiter-Projekt vorbereitet werden, halten sich zu konkreten Details aber bedeckt. JAN OLIVER LÖFKEN

Milliarden Dollar hat die Google-Muttergesellschaft Alphabet 2018 an Strafen an die Europäische Union gezahlt. Das sind 900 Millionen mehr als der Konzern im gleichen Jahr an Steuern gezahlt hat weltweit.