MIT Technology Review 3/2019
S. 15
Aktuell

NEUROTECH

Aufgepasst!

Ob sie aufpasst oder nicht, verrät ihm nun das Licht. Foto: BrainCo

Träumt hier jemand mit offenen Augen? Das US-Start-up BrainCo hat ein Stirnband entwickelt, das dies sofort dem Lehrer signalisiert. Es misst die Frequenz der Hirnwellen und schließt daraus auf die Konzentration. Dazu müssen die Geräte zunächst mit mentalen Aufgaben kalibriert werden. Ein Lämpchen an der Stirn zeigt anschließend das Aufmerksamkeitslevel an. Die einzelnen Werte können Lehrer auch per App abrufen.

In einem dreiwöchigen Versuch wurde diese Technik nun an 10000 chinesischen Schülern ausprobiert. Zudem sollten sie täglich mit einem Smartphone-Spiel ihre Konzentrationsfähigkeit trainieren. Die Noten hätten sich dadurch um zehn Prozent verbessert, sagte BrainCo-Gründer Bicheng gegenüber dem New Scientist. Ob dies nicht auf einen Placebo-Effekt zurückgeht, ist unter Experten allerdings umstritten. G. HONSEL

ROBOTIK

Maschinen verstehen Anleitungen

Greifarme setzen 2D-Bilder in 3D-Bewegungen um. Foto: M. Lázaro-Gredilla et al./Science Robotics 2019

Menschen können Möbel gut anhand von Vorher-Nachher-Bildern zusammenbauen. Das US-Unternehmen Vicarious AI hat nun ein Betriebssystem für Roboter entwickelt, das solche visuellen Anleitungen versteht. So konnten diverse Roboter zum Beispiel erkennen, dass sie verschiedenfarbige Objekte nach Farbe trennen, zu einem Kreis anordnen oder aufeinander stapeln sollen. Sie setzten also zweidimensionale Anleitungen in dreidimensionale Bewegungen um.

Dabei ließen sich die Roboter nicht durch Störobjekte ablenken. Sollten sie etwa ausschließlich gelbe und grüne Bauklötze sortieren, rührten sie rote nicht an. Selbst wenn die Farbe des Untergrundes nicht dem in der Anleitung entsprach, kamen sie nicht aus dem Konzept. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER

VERKEHR

Digitales Blaulicht

Braunschweig hat zwei Feuerwehrfahrzeuge mit einem Sender ausgestattet, der über den europäischen Funkstandard ETSI G5 mit einer Ampel kommuniziert, um grünes Licht anzufordern. G5 hat nichts mit der Mobilfunkgeneration 5G zu tun, sondern basiert auf dem WLAN-Standard 802.11p.

In Braunschweig sind 36 Kreuzungen mit entsprechenden Basisstationen ausgestattet. Die Kosten dafür betragen je 5000 bis 15000 Euro, schätzt Tim Ruß vom Institut für Automation und Kommunikation, der das Forschungsprojekt „Sirene“ koordiniert.

Die Signatur des Funksignals wird bei jeder Anfrage neu generiert, um Missbrauch zu verhindern. Daneben arbeiten die Forscher auch an einer Übertragung per Mobilfunk an den Zentralrechner.

In vielen Städten bekommen Busse zwar schon seit Langem automatisch Grün, aber das neue System überträgt auch Parameter wie Geschwindigkeit, Route oder Länge eines Fahrzeugs. So kann sich gleich eine ganze Kette von Kreuzungen vorbereiten.

Auch für Privatwagen sollen entsprechende Schnittstellen laut Ruß noch dieses Jahr auf den Markt kommen – allerdings nicht für die Grünschaltung, sondern um beispielsweise automatisch die Geschwindigkeit an die Ampelphasen anzupassen oder den Fahrer vor Einsatzfahrzeugen zu warnen, bevor diese in Hörweite kommen. G. HONSEL