MIT Technology Review 3/2019
S. 19
Aktuell

MATERIAL

Bioplastik aus Abfall

Biokunststoffe sind nicht per se umweltfreundlich, denn der Rohstoff Polyhydroxybuttersäure (PHB) wird oft aus Palmöl gewonnen, für dessen Ernte Regenwald gerodet wird.

Forscher vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik in Berlin haben nun das Erbgut von Bakterien der Art Ralstonia eutropha so verändert, dass diese das gewünschte Produkt über ihren Stoffwechsel herstellen und in der Zellhülle einlagern. Die Mikroben benötigen als Futter lediglich Biomüll, etwa aus Schlachtabfällen.

Herkömmliche PHB-Kunststoffe sind allerdings spröde und bruchanfällig. Deshalb optimierten die Forscher auch die mechanischen Eigenschaften ihres Moleküls, indem sie schon bei der Entstehung im Bakterium eine Seitenkette anlagerten.

Dadurch verlängerte sich die Erstarrungszeit zwar auf bis zu 24 Stunden – zu lang für eine kommerzielle Anwendung. Dieses Problem bekamen die Forscher jedoch mit Hilfsstoffen in den Griff, welche die Kristallisation beschleunigen. Nun können auch gängige Spritzguss- und Extrusionsverfahren genutzt werden.

Der Biokunststoff kommt dadurch nicht nur als Rohstoff für Verpackungen infrage, sondern auch für Einwegprodukte, beispielsweise in der Medizintechnik. Allerdings dauert der Abbau in der freien Natur bis zu zwei Jahre.

Gemeinsam mit der TU Berlin und der Biotech-Firma Animox wollen die Forscher ihr Verfahren nun marktreif machen. JAN OLIVER LÖFKEN

APP des Monats

Logistik für zu Hause

Ein Blick in die App durchleuchtet den Karton.

Mit der App „Quick Peek“ lässt sich gefühlt ein bisschen professionelle Logistik in die eigenen vier Wände holen. Beklebt man Kartons, Kisten, Schubladen oder Schränke mit ausgedruckten oder gekauften QR-Codes, kann deren Inhalt anschließend einfach mit der App gefunden werden.

Beim erstmaligen Scannen fragt die App den Nutzer, ob er eine neue Box anlegen möchte. Sind Bezeichnung und Standort der Box eingegeben, lassen sich ihr Objekte hinzufügen. Das geschieht mittels eines Fotos, das direkt mit der App aufgenommen oder importiert werden kann. Dem Foto muss der Nutzer anschließend Beschreibung und Menge der Gegenstände hinzufügen. So kann der Nutzer später per App nachsehen, was sich alles in einer Box befindet – oder er kann alle Boxen per Volltext durchsuchen.

Quick Peek ist an sich eine gute Idee – besonders bei Umzügen oder bei längerfristig eingelagerten Dingen. Allerdings stellt sich schnell die Frage, ob es dafür einen QR-Code braucht. Zumal schon die selbst ausgedruckten QR-Codes nicht billig sind: Die Preisspanne reicht von 3,49 Euro für zehn Codes bis 54,99 Euro für 300. Beim Hersteller Bluelounge kosten 32 selbstklebende Codes 9,95 Dollar und 100 Codes 24,95 Dollar.

Auch der Nutzen eines Fotos erscheint eher gering, wenn man es anschließend doch beschriften muss, um die Gegenstände per Volltextsuche finden zu können. Eine einfache Tabelle und Nummern auf den Kartons tun es wahrscheinlich auch. Auch so lässt sich der Inhalt auf beliebig vielen Geräten anzeigen, teilen und synchronisieren. Und wem das nicht so wichtig ist, der kann die Kartons mit gleichem Aufwand auch handschriftlich markieren. Karsten Schäfer