MATERIAL
Bioplastik aus Abfall
Biokunststoffe sind nicht per se umweltfreundlich, denn der Rohstoff Polyhydroxybuttersäure (PHB) wird oft aus Palmöl gewonnen, für dessen Ernte Regenwald gerodet wird.
Forscher vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik in Berlin haben nun das Erbgut von Bakterien der Art Ralstonia eutropha so verändert, dass diese das gewünschte Produkt über ihren Stoffwechsel herstellen und in der Zellhülle einlagern. Die Mikroben benötigen als Futter lediglich Biomüll, etwa aus Schlachtabfällen.
Herkömmliche PHB-Kunststoffe sind allerdings spröde und bruchanfällig. Deshalb optimierten die Forscher auch die mechanischen Eigenschaften ihres Moleküls, indem sie schon bei der Entstehung im Bakterium eine Seitenkette anlagerten.
Dadurch verlängerte sich die Erstarrungszeit zwar auf bis zu 24 Stunden – zu lang für eine kommerzielle Anwendung. Dieses Problem bekamen die Forscher jedoch mit Hilfsstoffen in den Griff, welche die Kristallisation beschleunigen. Nun können auch gängige Spritzguss- und Extrusionsverfahren genutzt werden.
Der Biokunststoff kommt dadurch nicht nur als Rohstoff für Verpackungen infrage, sondern auch für Einwegprodukte, beispielsweise in der Medizintechnik. Allerdings dauert der Abbau in der freien Natur bis zu zwei Jahre.
Gemeinsam mit der TU Berlin und der Biotech-Firma Animox wollen die Forscher ihr Verfahren nun marktreif machen. JAN OLIVER LÖFKEN