MIT Technology Review 4/2019
S. 82
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Drohnen gegen Rattenplage

Drohne mit Giftkanister gegen Ratten. Foto: Island Conservation

Eingeschleppte Haus- und Wanderratten richten im Galapagos-Nationalpark immer wieder große Schäden an. Die Nager vermehren sich rasend schnell, fressen die Eier und Küken von Vögeln, unter anderem der farbenfrohen Fregattvögel und Blaufußtölpel. Sie rauben Reptilieneier und dezimieren seltene Pflanzen. Um der Rattenplage Herr zu werden, ließ die Leitung des Galapagos-Nationalparks Mitte Januar zwei Drohnen der kalifornischen Naturschutzorganisation Island Conservation einfliegen. Auf den Galapagosinseln North-Seymour und Mosquera warfen sie im Abstand von drei Wochen zweimal Päckchen mit vergiftetem Rattenfutter ab. Nach Angaben der Naturschutzorganisation war es weltweit das erste Mal, dass Drohnen zur Schädlingsbekämpfung benutzt wurden. In dieser Zeit waren die Inseln für Touristen gesperrt.

Blaufußtölpel auf den Galapagosinseln. Foto: Fotolia

Die beiden sechsmotorigen Fluggeräte können jeweils 20 Kilogramm Last tragen und 15 Minuten in der Luft bleiben. Anschließend kehren sie zum Basisboot zurück und werden neu beladen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Parkleitung gegen die räuberischen Ratten vorgehen muss. Zuletzt bekämpfte sie die Schädlinge 2007. Damals hatten die Ratten die seltene Pinzón-Riesenschildkröte an den Rand des Aussterbens gebracht. Die Parkleitung ließ mehrere Hundert Kilogramm blaue Giftpellets von Helikoptern abwerfen. Deren Miete mitsamt Piloten ist allerdings teuer, die gesamte Operation kostete mehr als drei Millionen Dollar. Eine zweite Alternative wäre, das Gift per Hand zu verteilen. Diese Variante ist aber wegen starker Zerklüftung gefährlich. Einige Inseln liegen außerhalb der Flugreichweite der Helikopter, oder diese müssen per Boot zum Einsatzort gebracht werden.

Drohnen hingegen sind günstig. Sie lassen sich präziser steuern und von Booten direkt neben den Inseln starten. Alles glatt lief bei der aktuellen Rattenbekämpfung jedoch nicht. Beide Drohnen fielen aus, als sie erst die Hälfte der North-Seymour-Insel abgearbeitet hatten. Die zweite Inselhälfte musste von Naturschützern bestückt werden. Trotzdem erwartet Karl Campbell, Direktor für Südamerika bei Island Conservation, dass Drohnen bei der Bekämpfung von nicht endemischen Schädlingen auf Inseln künftig eine größere Rolle spielen werden.

Seine Naturschutzorganisation wird die Inseln nun zwei Jahre lang überwachen. Sobald die Rattenplage besiegt ist, hofft die Parkleitung auch auf die Rückkehr der seltenen Gabelschwanzmöwen, die als einzige Möwenart weltweit nachtaktiv ist. Eine erneute Ratten-Invasion lässt sich allerdings nicht ausschließen. Zumindest so lange nicht, wie Boote mit Touristen anlegen dürfen und die Besatzung nicht rigoros darauf achtet, dass kein Schädling an Bord gelangt.

VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER