MIT Technology Review 6/2019
S. 28
Horizonte
Sensorik

Dieses Gerät hat Nerven

Das kalifornische Start-up Koniku hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: den ersten Computer mit lebenden Nervenzellen zu bauen. Den Anfang macht eine künstliche Nase.

Der Koniku-Kore mit lebenden Nervenzellen ist das Herzstück der künstlichen Nase. Foto: Winni Wintermeyer/ Redux/ Laif

Es gibt Hardware. Es gibt Software. Und es gibt Wetware. So bezeichnen Experten die Zellen jedes Organismus, die streng genommen nichts anderes als nasse Rechner sind. Anstatt elektrischer Impulse, die durch Halbleiter rasen, tauschen Wetware-Systeme Informationen durch bioelektrische und chemische Signale aus.

Was im Körper eines Lebewesens in jeder Zelle blitzschnell und auf fast magische Weise funktioniert, können Wissenschaftler nur rudimentär im Labor nachbauen. Deswegen sind biologische Rechner bislang eher theoretische Visionen als realer Diskussionsgegenstand in akademischen Kreisen.

Die Betonung liegt auf bislang. Wenn man Oshiorenoya Agabi zuhört, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir in Unternehmen und sogar zu Hause die ersten biologischen Computer in Betrieb nehmen können. „In acht bis zehn Jahren wird es praktische Anwendungen geben“, sagt der aus Nigeria stammende Bioinformatiker im Brustton der Überzeugung. „Im Labor sind solche Systeme bereits machbar. Jetzt kommt es darauf an, ihren Wert für Alltagsanwendungen zu beweisen.“