MIT Technology Review 7/2019
S. 62
Horizonte
Hirnforschung
Aufmacherbild
Illustration: Shutterstock

Flow on demand

Kann KI uns zu einem erfüllten Arbeitsleben verhelfen? Forscher vom Karlsruher Institut für Technologie sind davon überzeugt.

Wenn der Flow eintritt, ist das fast wie ein High. Du willst nicht, dass es aufhört. Du willst nicht schlafen, aus Angst, etwas zu verpassen. Dr. Dre

„A, B, C, Vitamin D“, sang er bei der Arbeit vor sich hin... Sie arbeiteten den ganzen Tag, und die ganze Zeit war er in tiefe Seligkeit versunken. „Schöne Neue Welt“, Aldous Huxley

Ich sitze in Kabine B10 an einem kleinen Tisch mit einem Bildschirm darauf. B10 misst gerade mal 1,5 Quadratmeter, ist schalldicht verschlossen und neonhell beleuchtet. Das allein ist klaustrophobisch. Verstärkt wird der Effekt noch von den drei EKG-Elektroden, die auf meiner Brust kleben. Die Kabel führen zu einem Computer, der unter dem Tisch surrt. Er zeichnet meinen Herzschlag auf, während ich angestrengt die Kopfrechenaufgaben löse, die auf dem Bildschirm erscheinen.

B10 ist nur eine von 40 Kabinen im Decision & Design Lab des Karlsruher Instituts für Technologie. Hier nehme ich an einem Experiment teil, das die Zukunft der Arbeit einläuten soll, zumindest wenn es nach der Vision der Versuchsleiter geht. Eine Zukunft, in der Arbeitgeber den Geisteszustand ihrer Mitarbeiter mit physiologischen Signalen vermessen, damit diese bei ihrer Arbeit im „Flow“ bleiben, jenem mysteriösen Zustand, in dem man eins wird mit seiner Aufgabe, die Zeit vergisst und obendrein Höchstleistungen erbringt. Der Beginn einer Arbeitswelt, in der alle Menschen ihren Job lieben – und nur mithält, wer ständig im Flow ist?