Was macht ein Achterbahn-Designer?
Achterbahnen sollen Angst machen und zugleich sicher sein. Keine leichte Aufgabe für Achterbahn-Designer.
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Neue Achterbahnen beschleunigen sekundenschnell von null auf 200 Kilometer pro Stunde, schießen auf über 100 Meter Höhe. Die Wagen drehen dabei irrwitzige Figuren.
Ein Choreograf solcher Höllenritte ist Christian Stelzl. Der Achterbahn-Designer überprüft und optimiert Bahnkonzepte beim Münchner Ingenieurbüro Stengel, das Weltmarktführer auf diesem Gebiet ist.
„Ein Achterbahndesigner muss nicht unbedingt leidenschaftlich gern Achterbahn fahren“, sagt der 44-Jährige, dem bei rasanten Fahrten leicht übel wird. „Für viele Aufgaben ist es wichtiger, neben einem guten räumlichen Vorstellungsvermögen alle Eigenschaften eines guten Ingenieurs mitzubringen.“ Stelzl hatte Bauingenieurwesen an der TU München studiert, als er vor 17 Jahren beim Ingenieurbüro Stengel anheuerte. „Die Ausbildung zum Achterbahn-Designer besteht aus ,learning by doing‘“, sagt Stelzl. Die nötigen Kenntnisse eignete sich Stelzl durch Fachliteratur und Seminare an. Auch das Programmieren brachte er sich selbst bei. „Viele Programme, mit denen wir arbeiten, wurden in unserem Unternehmen entwickelt.“
Stelzls Team besteht aus 14 Ingenieuren, Naturwissenschaftlern, Physikern und Mathematikern. In Gruppen brüten sie bis zu einem halben Jahr über Layouts, die sich meist die Achterbahnhersteller zusammen mit ihren Kunden, den Freizeitpark-Betreibern, ausgedacht haben. Als Projektpartner der Hersteller rechnet Stelzls Team die gesamte Anlage Meter für Meter durch.
Dazu simulieren sie die geplanten Bewegungsabläufe, berechnen die Beschleunigungen auf die Fahrgäste und ermitteln die zugehörigen Lasten. „Die Fahrbahn-Geometrie muss so gestaltet sein, dass an Extremstellen maximal die sechsfache Erdbeschleunigung höchstens eine Sekunde lang auf die Fahrgäste einwirkt“, sagt Stelzl. Meist werden jedoch schonendere Streckenverläufe gewählt. „Denn es ist ein intelligent und abwechslungsreich angelegter Fahrablauf, der den Adrenalinschub auslöst“, so Stelzl.
Auch wenn kaum mehr grundlegend neue Fahrfiguren denkbar sind, gibt es doch immer wieder interessante neue Variationen und Kombinationen. Ein Achterbahn-Designer muss auch ein Gespür für diese Trends haben. „Wer sie setzt, ist oft schwer nachvollziehbar“, so Stelzl. Meist werden sie von Freizeitpark-Betreibern initiiert, die sich mit immer neuen Attraktionen gegenseitig übertrumpfen wollen. Joseph Scheppach