Liebe Leserinnen und Leser,
Menschen sind Meister in der Kategorie „Richtige Frage aus den falschen Gründen“. Ein Beispiel: Sind Elektroautos umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor? Oder noch dreckiger? Die Frage ist völlig berechtigt. Nur wird sie häufig nicht aus dem Wunsch heraus gestellt, eine zutreffende Antwort zu bekommen, sondern in der Hoffnung, eine Absolution für den Verbrennungsmotor zu erhalten. Wenn E-Autos schlimm sind, kann man auch weiter Benzin tanken, lautet die implizite Argumentation. Dabei wäre in diesem Fall die einzige logische Reaktion, grundsätzlich weniger Auto zu fahren. Nur so würde das Problem verschwinden, das alternative Antriebe überhaupt erst ins Spiel gebracht hat.
Dass der Ablenkungstrick dennoch funktioniert, hat einen einfachen Grund: Elektroautos sind tatsächlich keine wirklich grüne Technologie, vor allem wegen ihrer Batterien. Konstruktiver als die Dauerdebatte um die Ökobilanz wäre allerdings die Frage: Wie machen wir die Stromspeicher umweltfreundlicher? Ab Seite 28 schreiben wir, wie Forscher und Unternehmen daran arbeiten. Die Aussichten, dass es klappt, stehen gar nicht so schlecht.
Zur Kategorie „Richtige Frage aus den falschen Gründen“ gehört auch diese: Was bringt künstliche Intelligenz eigentlich? Richtig an ihr ist, dass tragfähige Geschäftsmodelle noch immer sehr selten sind, vor allem in Branchen abseits des Digitalen. Doch wer sie stellt, will in vielen Fällen am liebsten hören, dass sie nichts bringt, jedenfalls nicht für seinen Bereich. Dann kann er weitermachen wie bisher. Er dürfte sich irren. In unserem Fokus ab Seite 82 haben wir daher aufgeschrieben, wo die Technologie heute steht, warum sie sich nur schleppend verbreitet – aber auch, warum sich das bald ändern dürfte.
Ich begrüße Sie in unserer Juli-Ausgabe.
Ihr
Robert Thielicke