MIT Technology Review 1/2020
S. 82
Fokus
Biotechnologie
In Biobanken sind Gewebe- und DNA-Proben, Körperflüssigkeiten und Organoide eingefroren. Sie sind die Grundlage dafür, dass Forschende ­immer wieder neue Daten für neue Fragestellungen erzeugen können. Foto: Oliver Middendorp/HH/laif

Stau im Datenfluss

Je realitätsnäher die ­biomedizinischen ­Methoden sind, desto mehr Daten produzieren sie. Leider fehlen ­Experten, um sie ­auszuwerten.

Von Tobias Stolzenberg

Forscher des Europäischen Instituts für Bioinformatik ­haben es ausgerechnet: Jahr für Jahr verdoppelt sich die Datenmenge, die sie auf ihren Servern lagern. Und die ­ungezählten Datensammlungen, die anderswo Protein- und Genomsequenzen, Genexpressionsmuster, Stoffwechselvor­gänge oder molekulare Signalwege bereithalten, warten mit ähnlichen Zuwachsraten auf. Mit den modernen Organ- und Organoid-on-chip-Systemen kommen nun noch einmal mehr hinzu (siehe Seite 72).

Das ist einerseits gut, denn von diesen Zusammenhängen erhoffen sich Forscher neue Erkenntnisse über Krankheiten, die die Medizin bislang nicht in den Griff bekommt. In ihnen steckt zudem die Chance, auf den Patienten individuell zugeschnittene Behandlungsmethoden zu entwickeln. Andererseits jedoch wächst ein Datenlabyrinth, in dem sich kaum noch ein Forscher zurechtfindet. Denn Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt oder Alzheimer entstehen durch ein unüberschaubares Zusammenspiel unterschiedlichster Faktoren.