MIT Technology Review 10/2020
S. 70
Fokus
Biotech

Treibstoff aus der Kunstkuh

Methoden der Bio-Technologie erlauben immer genauere ­Eingriffe in die Funktionen lebender Zellen. Rob Carlson sieht ­darin die ersten Zeichen eines neuen Zeitalters, in dem die Fertigung zu großen Teilen auf biologischer Technologie beruht.

Von Christian Honey
Rob Carlson ist Physiker und Geschäfts­führer der Investment-­Firma Bioeconomy Capital. In seinem Buch „Biology is Technology“ sagte er 2010 eine auf Bio-Technologie basierende Wirtschaft ­voraus.
Foto: Privat

Technology Review: Sie sind der Ansicht, dass wir mitten in einer biologischen Transformation der Wirtschaft stecken. Warum?

Rob Carlson: Wir alle nutzen täglich die Mechanismen der Biologie. Wenn man die Perspektive ändert, kann man die Natur auch als Ansammlung von Technologien verstehen: Ameisen halten sich Blattläuse, Krähen nutzen Werkzeuge, Pilze und Wälder tauschen Nährstoffe im Waldboden. Wir sind umgeben von biologischer Technologie. ­Meine zentrale Hypothese ist, dass wir gar nicht umhin können, dieses Potenzial in Zukunft mit neuen ­bio-technologischen Werkzeugen auch in der Herstellung zu nutzen.