MIT Technology Review 12/2020
S. 86
Fokus
Energie
Wartungsarbeiten am Kernreaktor Olkiluoto in Finnland. Sein Block 3 geht frühestens 2022 ans Netz – zehn Jahre später als geplant. Foto: Roni Rekomaa/Bloomberg/Getty Images

Schon wieder aufbereitet

Weil Atomkraftwerke nicht nur umstritten sind, sondern auch extreme Investitionen erfordern, stagniert der Sektor seit Jahren. Jetzt sollen massive staatliche Subven­tionen der kränkelnden Atomwirtschaft neues Leben einhauchen.

Von Wolfgang Stieler

Na also, geht ja doch, wird sich so mancher Atommanager im Spätsommer dieses Jahres gedacht haben. Denn Anfang August ging in den ­Vereinigten Arabischen Emiraten das Atomkraftwerk Barakah – Arabisch für „göttlicher Segen“ – in Betrieb.

Die Planungs- und Bauzeit dauerte nur zwölf Jahre. Vergleicht man das mit der ewigen Geschichte im finnischen Olkiluoto – der Reaktor sollte 2012 ans Netz gehen, wird aber frühestens 2022 Strom produzieren –, war das geradezu ein Express-Projekt. Technisch gesehen ist der Reaktor mit 1400 Megawatt Leistung allerdings nicht gerade auf dem neuesten Stand. Es ist ein herkömmlicher Druckwasserreaktor, der über keinen „Core Catcher“ verfügt. Diese Art Betonschale, die unter dem eigentlichen Reaktor liegt, soll bei den moderneren EPR-Reaktoren wie in Olkiluoto im Fall einer Kernschmelze das flüssige, hochradioaktive Metall auffangen, bevor es sich in den Boden frisst. Somit ist er nicht gerade geeignet, die Akzeptanz für diese Art der Energiegewinnung zu erhöhen.