MIT Technology Review 3/2020
S. 6
Leserbriefe

Leserbriefe

zu „Luft raus?“ (02/2020)

Geothermie statt Wind

Natürlich gibt es einen Ersatz für Wind: die Wärme des Erdmantels ­unter unseren Füßen. Die wurde seitens Politik und Medien bisher nicht beachtet. Es gab ja Atom und Kohle. Wenn die nun wegfallen, werden es weder Sonne noch Wind schaffen, die Menge an Energie als Ersatz zu liefern. Bisher nutzte man die Erdwärme über Tiefenwasser. Das war mit Bohrrisiken verbunden, und die Beimengungen wie Salz verhinderten den Durchbruch. Nun ist die geothermale Einlochbohrtechnik vorhanden. Mit ihr wird nur die Temperatur – ohne Bohrrisiko – genutzt für die Produktion von Wärme und Strom. 99 Prozent der Erde sind wärmer als 1000 Grad Celsius. Da gibt es genug Energie ohne CO2 bis in alle Ewigkeit. Das schottische Unternehmen KCA Deutag etwa erntet in Brixen (Italien) die Energie aus vier Kilometern Tiefe ohne die Nutzung von Wasser. Der Erfolg zieht bereits Nachfrage nach sich, so aus Witten und Dietwil (Schweiz), wo Großkraftwerke von mehreren Hundert Megawatt Leistung geprüft werden. Das wird die anderen hoffentlich aufschrecken.

Paul Schwedtke

Unsaubere Messungen

Ein sehr interessanter Artikel. Ich habe von 1994 bis 2013 in einem reinen Wohngebiet gewohnt. Der Schallpegel lag trotz Abstand über 1500 Meter weit über 35 dB(A). Leider wird vergessen:

1. Schallkegel des Windrads und damit erhebliche Überlagerungen im Wohngebiet. Ihr Bild auf Seite 33 zeigt es, wenn der Wind von rechts kommt (drei Windräder überlagern sich). Die dort berechneten Werte sind anzuzweifeln, da einige Einflussgrößen nicht einbezogen sind. Wo ist die Windrichtung? Welche Windgeschwindigkeit?

2. Die Schallquelle hat eine Richt­charakteristik (Dipol), die entgegen der Windrichtung liegt.

Es wird auch immer wieder unsauber gearbeitet. Ein Beispiel in meinem Fall: Um den Schallpegel in der Nacht zu ermitteln, wurde am Tag gemessen, und keiner hat es gemerkt. Wenn der Staat die Bevölkerung so im Regen stehen lässt, kann es nur schiefgehen.

Prof. Dr. Hans-Michael Beier

zu „Jeder kontrolliert jeden“ (02/2020)

Menschenverachtend

Hier wird der Mensch zur Maschine degradiert. Gemessen an Leistungs­indikatoren, die wohlplatziert sind wie die Funktionssensoren einer Werkmaschine. Auswechselbar ohne Skrupel. Wir müssen uns fragen, ob wir in so einer Welt leben möchten. Denn den Profit haben nur die Anteilseigner, eine kleine Gruppe von Privilegierten. Niemals der Angestellte selbst.

Hidden24 via TR Online

zu „Post aus Japan: In China wäre das nicht passiert“ (TR online)

Überspitzte Horrorvision

Beginnend mit Neugier und am Ende mit hochgradigem Entsetzen habe ich den Artikel gelesen. Ich hoffe, dass das Loblied auf die chinesische Totalüberwachung eine einzelne, nicht deutlich dokumentierte Meinung darstellt. Ein „Hochgesang“ auf die Überspitzung der Orwellschen Horrorvision „1984“ kann eigentlich für uns freiheitsgewohnten Bewohner nur Entsetzen auslösen.

Henrik Droppelmann

Anm. des Autors: Der Vergleich war satirisch gemeint, wir wollten nicht die sehr bedenklichen Entwicklungen in China verharmlosen. Die Überwachung sowie den künftigen Kurs Deutschlands (oder anderer Länder) in dieser Frage thematisiert Techno­logy Review immer wieder, zuletzt mit einem Schwerpunkt in Ausgabe 2/2020. Wir werden Ihren Leserbrief aber als Anregung nehmen, einmal Japans Verständnis von Überwachung und Privatsphäre darzustellen.

Liebe Leserinnen und Leser,

technische Innovationen verändern die Welt, in der wir leben. Wir tun unser Bestes, diese Entwicklungen nicht nur zu beschreiben, sondern auch einzuordnen. Aber liegen wir damit auch richtig? Wo haben wir vielleicht voreilig gejubelt, wo welche Entwicklung falsch eingeschätzt?
Schreiben Sie uns Ihre Meinung an:

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.