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KURATIERTE NEWS

„Ein schmaler Grat“

Der Journalist Dario Nassal will gemeinsam mit seinem Kollegen Felix Friedrich mit der App „Buzzard“ einen Gegenpol zu automatisierten Newsfeeds bilden. Von einer Redaktion kuratierte Leseempfehlungen quer durch die Medienlandschaft sollen bei tagesaktuellen Debatten aus der Filterblase heraushelfen.

Foto: Privat

Per Crowdfunding konnten Sie vergangenes Jahr 173000 Euro für Ihre News-App einsammeln. Was können Sie damit auf die Beine stellen?

Nassal: Neben Felix Friedrich und mir können wir sechs Teilzeitstellen in der Redaktion schaffen. Damit wird es uns möglich, eine professionell arbeitende Tagesredaktion einzurichten.

Wie sollen Ihre Aufgaben aussehen?

Für die User ist es wichtig, dass es nicht unendlich viel Content gibt. Daher wollen wir einmal am Tag erscheinen. Dort werden kompakt zu drei bis fünf Themen verschiedene Perspektiven aus der Medienlandschaft gezeigt. Buzzard ist also mehr als ein News-Aggregator. Es ist ein moderner, kompakter Newsservice, um Lesern einen möglichst breiten Überblick zu geben.

In der Vergangenheit wurden Sie kritisiert, weil Sie dabei rechtsextremen Quellen eine Plattform boten.

In dem kritisierten Prototyp haben wir Newsletter zu verschiedenen wochenaktuellen Debatten bestückt: etwa Migration, Digitalisierung, aber auch Nachhaltigkeit. Das Problem war, dass wir zum Teil nicht deutlich genug eingeordnet haben und stellenweise Quellen dabei hatten, die wir gar nicht erst in Debatten mit aufnehmen hätten sollen, weil sie zu Recht als gefährlich gelten. Zum Beispiel PI-News, die bekannt dafür sind, unseriös zu arbeiten.

Was haben Sie aus dieser Kritik mitgenommen?

Wie schmal der Grat ist zwischen dem Ansatz, Filterblasen aufbrechen zu wollen und gefährlichen Leuten eine Legitimation zu verschaffen. Wir werden daher gemeinsam mit dem journalistischen Beirat rote Linien definieren für Quellen, die demokratiefeindliche und verschwörungstheoretische Inhalte veröffentlichen. Zusätzlich werden wir unsere Auswahlkriterien transparent machen und eine Positivliste an Quellen erarbeiten.

Haben Sie sich die Umsetzung einfacher vorgestellt?

Ja, auf jeden Fall. Jetzt, da eine größere Öffentlichkeit auf uns schaut als zum Start des Prototyps und die Debatten zwischen den verschiedenen Lagern der Gesellschaft verbitterter geführt werden, müssen wir noch genauer abwägen, wie wir den ganzen gesellschaftlichen Diskurs abbilden und Filterblasen aufbrechen.

Interview: Jennifer Lepies

Medizin

Muskeln ohne Training

Mediziner der Universität Michigan haben das Molekül identifiziert, das beim Training die Ausdauer, Atmung und Fettverbrennung verbessert sowie Muskeln aufbaut: Sestrin.

Um seine Wirkung zu verstehen, haben sie Fruchtfliegen trainiert. Sie nutzten den Instinkt der Fliegen, aus Reagenzgläsern hinauszuklettern, und entwickelten eine Art Fliegenlaufband. Nach drei Wochen Training konnten die Fliegen bis zu sechs Stunden laufen.

Ist Fitness durch Sport bald Vergangenheit?

Foto: Shutterstock

Zum Vergleich haben die Forschenden in anderen Fliegen genetisch den Sestrin-Gehalt der Muskeln erhöht. Diese untrainierten, aber mit Sestrin angereicherten Fliegen waren sogar noch leistungsfähiger als die vom Laufband (DOI: 10.1038/s41467-019-13442-5).

In einer Kooperation mit der Universität Pompeu Fabra in Spanien zeigten die Forscher zudem an Mäusen, dass Sestrin auch unmittelbar dazu beitragen kann, Muskelatrophien zu verhindern (DOI: 10.1038/s41467-019-13832-9). Sie entstehen typischerweise, wenn Muskeln nicht mehr benutzt werden – etwa in einem Gipsverband oder bei älteren Menschen, die sich nur noch wenig bewegen können oder bettlägerig sind. Ist damit ein Medikament gegen Muskelschwund im Alter greifbar? Noch nicht, sagt Studienleiter Jun Hee Lee. „Sestrine sind keine kleinen Moleküle, die man als Medikamente verabreichen könnte. Aber wir arbeiten daran, niedermolekulare Modulatoren von Sestrin zu finden.“

JO SCHILLING