MIT Technology Review 4/2020
S. 40
Horizonte
Cybertech
Grafik eines X-51A-Hyperschallgleiters, der von einem Scramjet angetrieben wird. Prototypen der unbemannten Gleiter explodierten bei Testflügen 2014. Illustration: US Air Force

Hype um Hyperschallwaffen

Neuartige Hyperschallwaffen gelten als schnell, wendig und unbezwingbar. Was steckt dahinter?

Von Alexander Stirn

Die vermeintliche Wunderwaffe, die China im vergangenen Oktober stolz der Öffentlichkeit präsentiert hat, wirkt unscheinbar: spitze weiße Nase, schlanker mattgrün lackierter Körper, dazu ein paar Stummelflügel. Optisch irgendwie eine Mischung aus Windkanalmodell und überdimensionalem Papier­flieger. Doch die Waffe, bei der Parade zum 70. Geburtstag der Volksrepublik in 16-facher Ausfertigung aufgefahren, hat es in sich. Sie soll ihre Ziele mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit ­ansteuern, mit mehr als 12000 Kilometern pro Stunde: rasend schnell, wendig, unbezwingbar. So zumindest das Versprechen.

DF-ZF, wie die Chinesen ihr pfeilförmiges Geschoss getauft haben, ist eine sogenannte Hyperschallwaffe – eine neue, angeblich revolutionäre Waffengattung. Nicht nur die Volksrepublik will auf diesem Feld ganz vorn mit dabei sein, auch Russland hat Ende Dezember das erste Hyperschallgeschoss in sein Arsenal aufgenommen. Die USA investieren derweil viele Milliarden Dollar, um waffentechnisch aufzuschließen. So hat zumindest den Verlautbarungen nach der Hyperschall ein neues, teures Wettrüsten ausgelöst.