MIT Technology Review 5/2020
S. 98
Karriere
Ausbildung
Marion Sardone, Personality Designerin für KI. Foto: BMW

Was macht eine Personality Designerin für KI?

Sie formt das Persönlichkeits­profil von digi-talen Assistenten, definiert deren ­Eigenschaften und Verhaltensweisen – und passt sie verschiedenen Kulturen an.

In dem Film „Her“ verliebt sich die Hauptperson in seine digitale Assistentin. Dass solcherart Liebeskummer eines Tages Realität werden könnte, da­ran arbeitet Marion Sardone. Die 44-Jährige formt den digitalen Charakter des BMW-Sprachassistenten.

Als „Personality Designerin für KI“ definiert sie die Eigenschaften und Verhaltensweisen, die den digitalen Assistenten auszeichnen. Bei der Art und Weise, wie er Fragen beantwortet, soll immer auch dessen besondere Persönlichkeit durchschimmern.

Für Sardones Tätigkeit gibt es keine vorgeschriebene Ausbildung. „Man sollte Sprachgefühl mitbringen und sich auch mit künstlicher Intelligenz auskennen“, sagt die Sprachwissenschaftlerin mit Zusatzstudium ­Informatik. Ihre Laufbahn begann sie bei Microsoft, wo sie den Charakter der digitalen Assistentin Cor­tana formte.

Damit sich der Charakter des BMW-Assistenten positiv auf die Wahrnehmung der Marke auswirkt, fragt das Unternehmen zunächst seine Kunden, welche Fahrzeugfunktionen sie gern per Sprache steuern, wie viel Personalisierung sie möchten und wie viele Daten sie dafür bereit sind zu übermitteln. Die gesammelten Informationen wertet Sardone aus.

Für die Interaktion mit dem digitalen Assistenten schreibt sie dann eine Art Drehbuch, in dem es zum einen um Fragen geht, die automatisiert beantwortet werden – wie etwa: „Auf welcher Seite des Fahrzeugs befindet sich der Tank­deckel?“ oder „Wie funktioniert der Fernlichtassistent?“ Die KI setzt die gewünschten Informationen in Form von Satzbausteinen zusammen und baut daraus eine passende Antwort. Zum ­anderen geht es um Fragen, die außerhalb der Kern­kompetenz des Assistenten liegen, etwa: „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ oder „Wo wohnst du?“ Für solche ­Fragen legt Sardone die Antworten vorher fest.

Ebenso bestimmt Sar­done die Tonalität des Assistenten. „Wenn ein Nutzer das System beschimpft, würde der Assistent nie zurückschimpfen“, sagt Sardone. „Stattdessen würde er eher mahnen, sich gewählter auszudrücken.“

„Ein Personality Designer sollte auch Kenntnisse von anderen Kulturen haben“, erklärt Sardone. „Der deutsche Assistent etwa macht keinen unnötigen Small Talk – im Gegensatz zu seinem amerikanischen Kollegen.“ Und in Großbritannien ist Etikette schon in der Ansprache wichtig. So folgt auf ein „Hello“ nie ein simples „Hi“, sondern ein „Hello to you, too“.

JOSEPH SCHEPPACH Joseph Scheppach