MIT Technology Review 2/2021
S. 34
Horizonte
Energie
In Landau heizt ein Sondenrohr in einer ehemaligen Ölbohrung ein nahe gelegenes Autohaus.Foto: ESW

Erdwärme statt Erdöl

Geothermie ist klimafreundlich, aber teuer. Günstiger könnte es sein, alte Öl- und Gasbohrungen dafür nachzunutzen. Im Norden und am Oberrhein gibt es über Tausend davon. Doch in der Praxis warten einige Hürden.

Von Manuel Berkel

Rund um Munster in der Lüneburger Heide rollen Panzer über die Truppenübungsplätze der Bundeswehr. Windräder lassen sich in der militärisch geprägten Region kaum aufstellen. „Die Stadtwerke Munster-Bispingen haben schon 2007 angefangen zu überlegen, welche erneuerbaren Energien sich bei uns nutzen lassen“, sagt Mitarbeiter Sebastian Spöring. Fündig wurden sie im Untergrund: Die Region ist durchlöchert von Bohrungen der Öl- und Gaswirtschaft.

Sie reichen oft 4000 bis 5000 Meter tief und dort herrschen natürliche Temperaturen von bis zu 160 Grad – ideal für Erdwärme. Tiefengeothermie könnte laut der Denkfabrik Agora Energiewende in Deutschland bis 2045 rund 18 Terrawattstunden grüner Wärme liefern. Über Wärmenetze könnte sie Gebäude heizen, bei Temperaturen über 120 Grad auch Ökostrom erzeugen. Bis auf ein paar Anlagen in Bayern und am Oberrhein ist das Potenzial in Deutschland aber noch weitgehend unerschlossen. Gleich zwei der wichtigsten Hürden könnten ausgerechnet alte Öl- und Gasbohrungen beiseite räumen.