MIT Technology Review 3/2021
S. 54
Horizonte
Energie
Die beiden Rotoren von Nezzy2 drehen gegen­läufig und werden so gesteuert, dass sie sich nicht gegenseitig den Wind wegnehmen. Ein Prototyp im Maßstab 1:10 wurde auf dem Greifswalder Bodden getestet.
Foto: Jan Oelker/EnBW/Aerodyn

Ansturm aufs Meer

Schwimmende Windräder haben das Zeug, zur günstigsten Energiequelle überhaupt zu werden. Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff bringt zusätzlichen Rückenwind.

Von Daniel Hautmann

Wie oft muss sich der Rotor des stärksten Windrads der Welt drehen, um so viel Strom zu erzeugen, wie ein Vierpersonenhaushalt in zwei Tagen verbraucht? Ein Mal genügt.

Auf stolze 13 Megawatt bringt es das Rekordwindrad „Ha­liade X“ von General Electric. Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass viele Fachleute das Limit bei rund zehn Megawatt sahen. Und die Leistung steigt weiter – vor allem auf See, denn direkt am Wasser lassen sich Riesenkomponenten bauen und verschiffen, die an Land längst nicht mehr zu transportieren wären. Schwimmende Fundamente treiben den Ausbau weiter voran: Rund 80 Prozent der weltweiten Windressourcen liegen über Gewässern, die tiefer als 60 Meter sind – und damit zu tief für herkömmliche Fundamente.