MIT Technology Review 3/2021
S. 58
Horizonte
Medizin
Illustration: Getty Images

Das dicke Ende kommt noch

Die meisten Patienten genesen nach der Corona-Infektion, so suggerieren es zumindest die Statistiken. Tatsächlich leiden zwischen 20 und 40 Prozent von ihnen an quälenden Langzeitfolgen. Erste Long-Covid-Ambulanzen versuchen zu helfen und Forscher die Rätsel der Ursachen zu lüften.

Von Veronika Szentpétery-Kessler
Vor den Lang­zeitfolgen lief Chantal Britt mehrere Marathons pro Jahr.
Quelle: privat

Chantal Britt war immer fit und gesund. „Erkältungen und Grippe beeinträchtigten mich nie und so hatte ich auch keine Angst, mich mit diesem mysteriösen Virus anzustecken“, erzählt die 53-jährige Fachfrau für Wissenschaftskommunikation aus Bern. „Im Februar 2020 startete ich mein intensiveres Marathontraining, um mich auf einen Lauf in Zürich im Frühling vorzubereiten. Am 6. März besuchte ich dann ein Chorkonzert meiner Tochter, damals noch ohne Maske. Vier Tage später kratzte es mich im Hals und ich verspürte einen leichten Hustenreiz. Ich war etwas müde, aber nicht wirklich krank. Ich dachte noch: ‚Das ist nun wohl diese Infektion, das war ja gar nichts. In einer Woche bin ich wieder fit.‘“

Die meisten Covid-19-Erkrankten erholen sich tatsächlich schnell. Ein überraschend hoher Anteil allerdings, den Experten auf mehr als 20 Prozent beziffern, leidet noch viele Monate nachdem ihr Körper das Virus scheinbar besiegt hat, an einer verwirrenden Vielfalt von teilweise extrem belastenden Beschwerden. Diese lang anhaltenden Probleme sind nicht nur auf die Lunge beschränkt, sondern suchen den ganzen Körper vom Gehirn bis zu den Zehen heim. Es trifft junge wie alte, Männer wie Frauen, Menschen mit schweren Krankheitsverläufen mit Intensivbehandlung und leichte Fälle. Auch Kinder und Jugendliche bekommen „Long Covid“.