Aktuell

DATENSCHUTZ

Telefonieren ohne Standortdaten

Auch ohne GPS verbreiten Mobiltelefone Positionsdaten, wenn sie sich in eine Mobilfunkzelle einbuchen. Diese Daten kann die Polizei abfragen, um etwa die Teilnehmer einer Demonstration festzustellen.

Princeton-Forscher Paul Schmitt und Barath Raghavan von der University of Southern California haben mit ihrem Projekt Pretty Good Phone Privacy (PGPP) die scheinbar widersprüchlichen Anforderungen der Erreichbarkeit und der Anonymität verbunden: Statt jedem Telefon eine ID zuzuordnen, die fest mit einem Kunden verknüpft ist, operiert PGPP mit virtuellen „Token“. Diese dienen zur Authentifizierung im Netzwerk und werden monatlich neu zugeteilt. Damit kennen die Funkzellen nur die Token, nicht aber den dahinterliegenden Nutzer. Im nächsten Monat gibt es wieder frische Token, die alten werden wertlos.

Die Veränderung ist über Software umsetzbar, neue Hardware müssen Mobilfunkanbieter nicht kaufen. In einer Simulation fanden Schmitt und Raghavan weder störende Latenzen noch andere technische Schwierigkeiten. Das Problem, dass es nicht im Interesse der Mobilfunkanbieter ist, PGPP umzusetzen bleibt allerdings – denn sie machen mit den Bewegungsdaten einträgliche Geschäfte.

BEN SCHWAN

SANIERUNG

Fassaden vom Fließband

Morgens noch Altbau, abends schon Energieeffizienzhaus – so schnell kann eine Sanierung mit vorgefertigten Elementen gehen. Das Prinzip wird seit 2013 tausendfach in den Niederlanden umgesetzt. Anfang März wurde in Hameln das erste deutsche Pilotprojekt fertig, ein Wohnblock aus den 1930er-Jahren mit zwölf Wohnungen. Er bekam Fassadenelemente aus Lärchenholz vorgehängt, mit integrierter Lüftung, Verkabelung und Dämmung – gebaut in Brandenburg.

Insgesamt erfüllt das Gebäude nun den KfW55-Standard und eine Solaranlage bringt den Netto-Energieverbrauch auf Null. Die Warmmiete soll nicht höher sein als bei vergleichbaren unsanierten Wohnungen. Als nächstes ist ein Studentenwohnheim in Herford an der Reihe.

Die 36 Zentimeter dicken Vorhangfassaden passen mit einer Größe von 7 x 2,8 Meter auf normale Lkw.

Bild: Ecoworks

In den Niederlanden konnten die Sanierungskosten auf diese Weise um 40 Prozent gesenkt werden. In Hameln allerdings dauerte die Sanierung zwölf statt der geplanten drei Monate. „Die Bausubstanz war schlechter als angenommen, Fassadenteile haben nicht genau gepasst“, sagt Christina Stahl, die das Projekt bei der Deutschen Energieagentur (dena) betreut. Wegen solcher Kinderkrankheiten brauche die serielle Sanierung derzeit noch Förderung.

GREGOR HONSEL

watchlist politik

Ja zu flexiblen Stromtarifen

Das Bundeskabinett hat einen Änderungsentwurf für das Energiewirtschaftsgesetz veröffentlicht, mit dem es eine EU-Richtlinie umsetzt. Danach soll unter anderem ein- und ausgespeicherter Strom, etwa bei Batteriespeichern, nicht mehr doppelt belastet werden. Zudem soll ein künftiges Wasserstoffnetz separat von Erdgas- und Stromnetz reguliert werden. Die für Privatkunden wichtigste Änderung dürften bessere Bedingungen für flexible Stromtarife sein, die sich an Angebot und Nachfrage an der Strombörse orientieren.

Nein zu Inlandsflügen

In Frankreich dürfen die Airlines ab diesem Sommer keine Inlandsflüge mehr anbieten, wenn die Strecke auch innerhalb von zweieinhalb Stunden mit dem Hochgeschwindigkeitszug zu schaffen ist. Davon wären etwa Flüge von Paris nach Bordeaux oder Lyon betroffen.

Ja zur Bürgernummer

Der Bundesrat hat Anfang März dem umkämpften Gesetzentwurf zugestimmt, die Steuernummer als universelle Bürgernummer in die öffentliche Verwaltung einzuführen. Sie soll in gut 50 besonders relevanten Datenbanken von Bund und Ländern inklusive der Fahrzeug- und Melderegister genutzt werden.

Nein zu Smart Metern

Wer eine PV-Anlage über 7 kW oder steuerbare Lasten wie Wärmepumpen oder Ladestationen betreibt, muss eigentlich einen intelligenten Stromzähler einbauen. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster hat diese Verpflichtung Anfang März mit einem Eilbeschluss gekippt (Az. 21 B 1162/20). Alle drei bisher vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifizierten Modelle entsprächen nicht den gesetzlichen Anforderungen und hätten deshalb gar nicht erst zertifiziert werden dürfen, so die Begründung.