MIT Technology Review 4/2021
S. 38
Arbeitswelten
Pflege 4.0

Digitales Pflegebett

Wir werden immer älter. Der Pflegebedarf steigt, aber der Zuwachs an Pflegenden stockt. Können neue Technologien und Pflege 4.0 das Pflegebett zu einem attraktiveren Arbeitsplatz machen? Dänemark, die Niederlande und Kanada zeigen, wie es geht.

Von Maxie Lutze

Von den heute Geborenen könnte jeder Dritte 100 Jahre alt werden und für 2050 sagt das Bundesministerium für Gesundheit über fünf Millionen zu pflegende Menschen in Deutschland voraus. Das Pflegesystem leidet allerdings jetzt schon unter strukturellen Problemen: Eine Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigt, dass Personalmangel und anspruchsvolle Arbeitsbedingungen dafür sorgen, dass knapp die Hälfte der Beschäftigten mit Abstrichen bei der Qualität leben muss, um die Arbeit überhaupt erfüllen zu können. Selbst ihre hohe intrinsische Motivation und Beschäftigungssicherheit reichen langfristig nicht aus, um diese Arbeitsbelastungen zu kompensieren: Hohe Arbeitsunfähigkeitszeiten und Frühverrentungen sind die Folge.

Der Einsatz digitaler Tools muss den Pflegenden sinnvoll erscheinen, nur dann werden sie zur echten Ent­lastung im Arbeitsalltag.
Foto: E+/Getty Images

Können digitale Technologien das Dreieck aus Arbeitsbedingungen der Pflegenden, einer guten Versorgung Pflegebedürftiger und Wirtschaftlichkeit unterstützen? Deutschland steht im Vergleich zu anderen Ländern im Grunde noch am Anfang, wenn es um „Pflegearbeit 4.0“ geht. Was für ein Potenzial darin steckt, zeigt der Blick in die Niederlande, nach Dänemark oder Kanada – das Institut für Innovation und Technik (iit) hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersucht, was Deutschland davon lernen kann.